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Pflege der Eltern – kein eigenes Leben mehr?

Pflege der Eltern und kein eigenes Leben mehr

Aktuell gibt es in Deutschland etwa 5 Millionen pflegebedürftige Menschen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes werden vier von fünf Pflegebedürftigen zu Hause versorgt; zum Großteil von Angehörigen. Bei pflegenden Angehörigen handelt es sich fast immer um die eigenen Kinder; genauer in 90 % aller Fälle um Töchter, Schwiegertöchter oder Enkelinnen. Während sich früher die Eltern aufopfernd um ihren Nachwuchs gekümmert haben, übernehmen Kinder dann die Verantwortung für Mutter oder Vater, wenn sie alt werden und mit Krankheiten zu kämpfen haben. Schließlich haben die Eltern früher für ihre Kinder gesorgt, sodass es eine Selbstverständlichkeit darstellt, dass im Alter die Kinder an der Reihe sind. Oder?

Das natürliche Bedürfnis, seinen eigenen Eltern etwas zurückzugeben, lässt viele Angehörige die Entscheidung über die Pflege aus dem Bauch heraus treffen. Aber spätestens dann, wenn die Pflegesituation wirklich akut wird, kommen die ersten Zweifel. Die Pflege der Eltern ist immer mit Herausforderungen verbunden. Das Leben pflegender Angehöriger wird durch den Pflegealltag entscheidend beeinflusst. Dies betrifft das Privatleben, die Beziehung, den Beruf, die Familie, die Freizeit, Hobbys und eigentlich alles, was zum Leben dazugehört. Was sind Kinder bereit, für die Pflege der Eltern aufzugeben? Und ist es wirklich möglich, die Pflege physisch und psychisch zu bewältigen?

Überblick

Warum die Pflege von Angehörigen oft falsch eingeschätzt wird

Alle Kinder möchten sicherstellen, dass es ihren Eltern bis zu ihrem Lebensende gut geht. Und im fortgeschrittenen Alter bereiten Mutter oder Vater ihren Kindern häufig Sorgen. Erste Alterserscheinungen und Erkrankungen machen sich bemerkbar, was die einst so starken Eltern mit der Zeit anfälliger und gebrechlicher erscheinen lässt. Natürlich ist es dann sinnvoll, Mutter und Vater besonders schwere Aufgaben abzunehmen. Wenn die Mutter die schweren Einkaufstüten nicht mehr schleppen kann, fährt die Tochter wöchentlich mit ihr zum Großeinkauf. Der Sohn kommt im Sommer stets zufällig am Wochenende bei den Eltern vorbei, um dem Vater das lästige Rasenmähen und kleinere Reparaturen abzunehmen.

Die kleinen Hilfestellungen in Haushalt, Küche oder Garten münden mit der Zeit häufig in eine Pflegetätigkeit, ohne dass Tochter und Sohn dies richtig wahrnehmen. Sie „rutschen“ fast schon in die Position des pflegenden Angehörigen hinein. Hierfür sorgen insbesondere Unfälle mit Stürzen sowie Krankheiten wie Demenz, Parkinson, Arthritis, Diabetes oder Probleme mit dem Herz. Je nach Umfang und Folgen solcher typischen Alterskrankheiten benötigen Elternteile dann mehr Unterstützung und Hilfe. In vielen Situationen wird davon ausgegangen, dass diese Zeit wieder „vorbei“ geht. Es wird auf Genesung und Heilung gesetzt. In der Praxis ist es jedoch häufig so, dass Heilungsverläufe im Alter viel länger dauern und nicht immer davon ausgegangen werden kann, dass danach alles wieder gut ist. Und so überbrücken Angehörige viele Jahre ohne aktive Entscheidung für die Pflege, bis aus eigener Überforderung gar nichts mehr geht.

Pflege der Eltern – eine herausfordernde Aufgabe

Was es genau für das eigene Leben bedeutet, einen oder sogar beide Elternteile zu pflegen, ist natürlich von der individuellen Situation abhängig. Wohnen pflegende Angehörige in der Nähe der Eltern, entfallen zumindest schon einmal lange Anfahrten. Es gibt aber auch Kinder, die für die Pflege der Eltern wieder nach Hause gezogen sind. Dies insbesondere dann, wenn eines der beiden Elternteile plötzlich verstorben ist und der verbliebene Teil den Alltag nicht bewältigen kann und Angst vor dem Alleinsein hat.

Dann kommt es auf den Gesundheitszustand von Vater oder Mutter an. Bei körperlichen Erkrankungen kann es sein, dass Kinder neben dem Haushalt und der Versorgung auch grundpflegerische Aufgaben übernehmen müssen. Das bedeutet Waschen, Anziehen, Frisieren, ins Bett bringen, Füttern oder beim Toilettengang helfen. Grundpflegerische Maßnahmen betreffen mit der Intimsphäre einen ganz persönlichen Bereich. Weder Elternteilen noch Kindern ist wohl bei dem Gedanken, diese Grenze zu überschreiten. Insbesondere dann, wenn es um Toilettengänge oder Inkontinenz geht, kann es Kindern schnell zu viel werden. Und nein, das ist nicht mit dem Windeln wechseln im Babyalter zu vergleichen, das die Eltern früher für ihre Kinder übernommen haben.

Bei chronischen und progredienten Krankheiten müssen sich Kinder darüber im Klaren sein, dass die Pflege des Elternteils über viele Jahre andauern kann. Krankheitsfortschritte gehen häufig mit Verschlechterungen einher, die wiederum den Pflegebedarf und die damit verbundene Belastung erhöhen. Bei Erkrankungen wie Demenz, Multiple Sklerose oder Parkinson wird es nicht besser, sondern eher schlechter und anstrengender. Erwähnenswert in diesem Zusammenhang sind die Besonderheiten von demenziellen Erkrankungen. Bei vielen Demenzformen wie beispielsweise auch bei der Alzheimer Erkrankung verlieren Betroffene nicht nur ihre kognitiven Fähigkeiten, sondern verändern auch ihre Persönlichkeit und ihren Charakter. Aus friedlichen Menschen können aggressive Personen werden; aus fröhlichen Naturen eben auch streitlustige Gesellen. Können die eigenen Kinder damit umgehen? Die psychische Belastung durch die Pflege der Eltern sollte niemals unterschätzt werden.

Gemeinsam haben zusätzlich fast alle Demenzerkrankungen, dass man Betroffene ab einem gewissen Stadium gar nicht mehr alleine lassen kann, sondern zu ihrem eigenen Schutz und für das Umfeld beaufsichtigt werden müssen. Spätestens dann haben viele pflegende Angehörige das Gefühl, kein eigenes Leben mehr zu haben.

Das eigene Leben für die Pflege zurückstellen?

Die Pflege von Mutter oder Vater zehrt an Nerven und Kräften. Und sie nimmt Zeit in Anspruch.

Kinder von pflegebedürftigen Eltern müssen sich die Frage stellen, ob sie diese Zeit haben. Gibt es eine eigene Berufstätigkeit und vielleicht noch eine zu versorgende Familie, müssen verschiedene Entscheidungen getroffen werden. Zwar gibt es Leistungen wie Pflegegeld oder Rentenpunkte, aber an einen Lohn oder ein Gehalt reichen diese Zuwendungen in der Regel nicht heran. Manche Kinder müssen sich die Pflege eines Elternteils auch finanziell „leisten“ können, ohne dadurch auf lange Sicht in die Armut abzurutschen. Innerhalb einer eigenen Familie müssen auch die finanziellen Belange gemeinsam geklärt werden, bevor es Streit gibt.

Nicht immer sind Ehepartner und Kinder damit einverstanden, dass Mutter oder Vater sich zum Großteil der Pflege von Oma oder Opa widmen. Je nach Umfang und Intensität der Pflege bekommen Familienmitglieder schnell das Gefühl, zu kurz zu kommen. Das darin verborgene Konfliktpotenzial führt zu einem schlechten Gewissen, weil man nach dem Gerechtigkeitssinn allen Ansprüchen gerecht werden möchte. Bei einer umfangreichen Pflege ist dies kaum möglich. Auch hier ist es wichtig, mit der gesamten Familie zu sprechen, um letztendlich eine Entscheidung für oder gegen die Pflege von Angehörigen zu treffen.

Letztendlich sollte diese Entscheidung auch erst dann getroffen werden, wenn man sich selbst die Frage beantwortet hat, was man von seinem eigenen Leben noch erwartet. Bei vielen Kindern wird die Frage nach der Pflege der Eltern aktuell, wenn sie im Berufsleben stehen und eigene Kinder schon aus dem Gröbsten raus sind. Aber jeder Mensch hat Wünsche, Bedürfnisse, Pläne und Träume. Vielleicht möchte die Tochter beruflich noch einmal mit einer neuen Ausbildung so richtig durchstarten, wenn die eigenen Kinder ausgezogen sind? Denkbar ist auch, dass ein Ehepaar sich viele Reisen oder sogar das Auswandern vorgenommen hat, wenn die Kinder groß sind. Ist wegen einer Scheidung kein Ehepartner mehr vorhanden, könnten auch Wünsche nach einer neuen Beziehung mit der Pflege der Eltern kollidieren.

Wir bekommen schließlich alle nur ein Leben und sollten es auch im eigenen Sinn nutzen, was nichts mit Egoismus zu tun hat. Egoismus steht nicht für Rücksichtslosigkeit, sondern für einen bewussten Umgang mit sich selbst und allen anderen. Auch deswegen wurde schon im Grundgesetz verankert, dass jeder Mensch das Recht auf persönliche Entfaltung hat, sofern nicht gegen Rechte anderer verstoßen wird. Und in keinem Gesetz werden Kinder gezwungen, ihre Eltern zu pflegen. Wenn sie dies tun, geschieht dies aus Verpflichtungsgefühlen, Moralvorstellungen und Zuneigung.

Die Entscheidung, die Eltern zu pflegen, sollte demnach nicht nur mit Bauch oder Herz, sondern insbesondere mit dem Kopf getroffen werden – und zwar nach einer ganzheitlichen Betrachtung.

Mehr Lebensqualität für pflegende Angehörige

Haben sich Kinder für die Pflege von Mutter und Vater entschieden, sollten sie alle Möglichkeiten nutzen, um körperlich sowie psychisch fit und stabil zu bleiben.

Hierzu gehören beispielsweise:

  • Austausch, auch mit Gleichgesinnten: Gespräche mit Freunden, Verwandten oder auch innerhalb von Selbsthilfegruppen können eine wertvolle Unterstützung darstellen. Das Gefühl, mit Problemen nicht allein zu sein, verleiht neue Energie für den Pflegealltag. Oft blicken andere Menschen auch aus einer neuen Perspektive auf die Situation und können mit hilfreichen Tipps & Tricks zur Seite stehen.
  • Für Entspannung sorgen: Pflegende Angehörige arbeiten oft bis an den Rand der Erschöpfung. Wie sehr Schlafstörungen, Zukunftsängste, Depressionen, Ängste, Kopfschmerzen, Rückenprobleme und Unruhezustände unter pflegenden Angehörigen vorkommen, wird deutlich, wenn man die zahlreichen explizit für pflegende Angehörige angebotenen Reha-Maßnahmen betrachtet. Schon präventiv sollten also Entspannungsphasen in den Pflegealltag integriert werden; beispielsweise durch Sport, Wellness oder einfach nur gemütliche Stunden mit einem Buch.
  • Hilfe annehmen: Pflegende Angehörige haben Probleme damit, Hilfe anzunehmen. Sie fühlen sich in ihrem Stolz verletzt, nicht alles alleine schaffen zu können und möchten keine Hilfe durch Dritte zulassen. Genau dies ist aber zwingend nötig, wenn man selbst nicht ausbrennen will. Anstrengende Arbeiten im Haushalt dürfen durchaus von Dienstleistern übernommen werden, während unangenehmere Pflegeaufgaben von professionellen Pflegekräften mindestens genauso gut erledigt werden, als hätte man sie selbst durchgeführt. Wer sich auf dem Markt umschaut, wird viele Bring-, Liefer- und Essensdienste finden, die für Entlastung sorgen.
  • Leistungen der Pflegeversicherung ausschöpfen: Die Pflegekassen übernehmen zur Entlastung von Angehörigen je nach Pflegegrad Leistungen wie Verhinderungspflege, Kurzzeitpflege, Tages- und Nachtpflege sowie Pflegesachleistungen für die Beauftragung eines ambulanten Pflegedienstes. Durch diese Unterstützung ist gewährleistet, dass Pflegebedürftige professionell versorgt und Angehörige entlastet werden.
  • Entlastungsleistungen nutzen: Schon ab Pflegegrad 1 erhalten Pflegebedürftige den monatlichen Entlastungsbetrag in Höhe von 125,00 €. Dieser kann für zugelassene Angebote im Bereich Haushaltshilfe, Alltagsunterstützung und stundenweise Betreuung verwendet werden. Wichtig ist, dass der jeweilige Anbieter – wie auch die SHD Seniorenhilfe Dortmund – nach § 45 a SGB XI anerkannt ist und mit der Pflegekasse abrechnen kann.
  • Pflegeberatung nutzen und an Pflegekursen teilnehmen: Bei der Beantragung von Leistungen oder dem Schriftwechsel mit der Pflegekasse kann eine Pflegeberatung hilfreich sein. Die Pflegeberatung beinhaltet auch Informationen zu allen Angeboten, die für pflegende Angehörige interessant sein könnten. Um sich den Pflegealltag zu erleichtern, sollten pflegende Angehörige an Pflegekursen teilnehmen. Diese kostenlos von der Pflegekasse angebotenen Kurse vermitteln u.a. das Wissen, wie mit körperlichen und seelischen Belastungen des Pflegealltags umgegangen werden kann.

Fazit

Die Entscheidung von Kindern, sich um die Pflege von Mutter und Vater zu kümmern, ist sicherlich keine leichte. Im Idealfall sprechen Eltern früh genug mit ihren Familienmitgliedern, wie sie sich ihr Alter und ihre Pflege vorstellen. In der Realität sieht dies häufig anders aus, sodass Töchter und Söhne derart schwere Entscheidungen allein treffen müssen.

Der Pflegealltag ist hart. Dies gilt umso mehr, wenn es sich um die eigenen Familienangehörigen handelt. Professionelle Pflege- und Betreuungskräfte arbeiten mit Empathie, aber auch mit einer gewissen Distanz. Dies ist Kindern kaum möglich, weshalb viele pflegende Angehörige irgendwann in der Überlastung landen und durch Burnout, Depressionen und andere Syndrome selbst erkranken. Pflegen können aber nur physisch und psychisch stabile Menschen, weshalb Entlastung und Entspannung für pflegende Angehörige besonders wichtig ist.

Fast noch wichtiger ist für pflegende Familienangehörige jedoch die Frage, ob sie in der Lage sind, die Pflege auf Dauer zu leisten. Es ist keine Schande, sich diese Herausforderung nicht zuzutrauen oder zuzugeben, dass man mit der Situation nicht umgehen kann. Schließlich muss dies nicht automatisch eine Einweisung ins Pflegeheim bedeuten. Viele andere Betreuungskonzepte, wie etwa die 24 Stunden Betreuung der SHD Seniorenhilfe Dortmund sind geeignet, die Pflege in häuslicher Umgebung zu übernehmen. Letztendlich bedeutet das Auslagern der Pflege kein Scheitern, sondern ganz im Gegenteil die Stärke, im Sinne aller gehandelt zu haben. Auch auf das Eltern-Kind-Verhältnis kann sich eine solche Entscheidung positiv auswirken.

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