Wenn Menschen im Alter plötzlich körperlich und psychisch abbauen, ist das für Familienangehörige schwer zu verkraften. Es hilft das Verständnis, welche Ursachen der körperliche Verfall hat und wie mit der Situation umgegangen werden sollte. Pflegende Angehörige sollten sich informieren, wie auf alterstypische Probleme reagiert werden kann, um für Betroffene eine wichtige Unterstützung sein zu können.
Überblick
Das Wichtigste im Überblick
- Alterungserscheinungen zeigen sich zunächst an der Haut sowie durch Verlust an Körpergröße und alterstypischen Erscheinungen wie Alterssichtigkeit oder Schwerhörigkeit
- Alterungsprozesse können durch Erkrankungen hervorgerufen oder verstärkt werden
- Der Abnahme von Körpergewicht und Muskulatur bedarf einer ärztlichen Klärung und Therapie
- Das geistige Nachlassen ist bis zu einem gewissen Grad normal, wobei bei Verdacht auf Delir oder Demenz unverzüglich medizinische Hilfe in Anspruch genommen werden sollte
Körperlicher Abbau im Alter
Wer altert, stellt an sich selbst äußerliche und körperliche Änderungen fest. Auch nahe Angehörige nehmen die zunehmenden Zeichen des Alters bei Familienmitgliedern wahr. Zu den ersten sichtbaren Alterserscheinungen zählen beispielsweise Veränderungen der Haut. Die Haut bekommt die auch Altersflecken genannten Pigmentflecken und auch Falten treten verstärkt auf. Auch verlieren viele Senioren im hohen Alter an Körpergröße. Über die Optik hinaus beeinträchtigen Alterssichtigkeit und Schwerhörigkeit wegen der nachlassenden Organfunktionen den Alltag. Eine ganz typische Alterserscheinung ist übrigens auch der nächtliche Harndrang. Hinzu kommt, dass das Immunsystem schwächelt und aus diesem Grund häufiger Infektionen und altersbedingte Erkrankungen auftreten.
Diese Alterungsprozesse sind weder für Betroffene noch für Angehörige einfach. Dennoch sind viele Alterserscheinungen völlig normal, was sich jeder bewusst machen sollte. Denn wer sich mit den dafür verantwortlichen Hintergründen und Prozessen auseinandersetzt, der kann sie auch besser einschätzen und sein Verhalten anpassen. Die Wissenschaft hat herausgefunden, dass Schäden am Erbgut und der DNS zu den Ursachen für alterstypische Funktionsverluste gehören. Diese Genschäden sind irreparabel. Um den Alterungsprozess besser zu verstehen, wurden neun Kennzeichen für die Zellalterung identifiziert:
- Körperzellen werden vom Organismus schlechter repariert
- Die Zellteilung erfolgt seltener
- Das Erbgut verändert sich
- Die Eiweißstruktur (Proteinfaltung) verändert sich
- Die Zellreaktion verschlechtert sich
- Der ROS-Haushalt (reaktive Sauerstoffspezies) kommt aus dem Gleichgewicht
- Verhinderte Zellteilung birgt das Risiko der Absonderung von gefährlichen Stoffen
- Verminderte Stammzellenteilung
- Abnahme der Kommunikation zwischen den Zellen
Abnahme von Körpergewicht und Muskulatur
Im Alter verlieren alte Menschen oft ungewollt Körpergewicht. Dieser Gewichtsverlust erfolgt ohne eigenes Zutun und stellt nahezu immer einen Hilferuf dar, der entsprechend ernst genommen werden muss. Ein Gewichtsverlust im Alter birgt das Risiko einer Mangelernährung, da der Körper nicht ausreichend Nährstoffe zur Selbsterhaltung bekommt. Je nach Gesundheitszustand und Lebenssituation sind durchschnittlich 10% bis 60% der Älteren über 65 Jahre von einer solchen Mangelernährung betroffen.
Über den Verlust von Körperfett hinaus betrifft der Gewichtsverlust aber auch das lebensnotwendige Körpereiweiß. Alle Zellen nutzen Eiweiß als Grundbaustoff, um eine normale Funktion von Muskeln, Organen und Stoffwechsel zu gewährleisten. Deshalb sollte man einer Mangelernährung möglichst früh entgegen wirken. Ältere Menschen mit einem guten Ernährungszustand leben auch nach den Statistiken länger und profitieren gleichzeitig von einer höheren Lebensqualität. Die Gründe für die ungewollte Gewichtsabnahme im Alter können vielfältig sein. Hier zu gehören
- Infekte
- Verdauungsprobleme
- Aufenthalt im Krankenhaus
- Einsamkeit
- Erkrankungen wie Depressionen
- Appetitlosigkeit
- Schluckbeschwerden
- Schmerzen
- ungünstige Ernährung
Damit keine weitere Verschlechterung und später Mangelernährung auftritt, sollte ein Arzt konsultiert werden. Verlieren Menschen ohne ihr Zutun innerhalb von drei Monaten über 5 % oder innerhalb von zehn Monaten über 10 % ihres Körpergewichtes, wird ein Arztbesuch dringend angeraten.
Gleichzeitig mit dem Gewichtsverlust geht, wie erwähnt, auch die Abnahme von Körpereiweiß einher. Hiervon sind nicht nur die Muskeln betroffen, sondern auch Organfunktionen und das Immunsystem. Darunter leiden dann auch die Abwehrkräfte sowie die Herzfunktion, Blut durch den Körper zu pumpen. Schon ab dem 30. Lebensjahr beginnt der menschliche Körper mit der Herabsetzung von Körpereiweiß. Wer bewegungsarm lebt, begünstigt damit auch den Muskelschwund. Im Alter kann der Muskelschwund zu Stürzen, Einschränkungen im Alltag oder Verletzungen führen. Der Verlust von Muskulatur macht Menschen unbeweglich und hilfsbedürftig. Bei Senioren besteht spätestens dann die Gefahr, dass sie sich nicht mehr selber versorgen können. So könnten beispielsweise Einkäufe oder das Kochen der Mahlzeiten als zu anstrengend empfunden werden. Es werden dann Mahlzeiten ausgelassen oder eine einseitige Ernährung bevorzugt. Aus diesem Grund hängt die Gewichtsabnahme im Alter häufig direkt mit der Reduzierung von Muskeln in einer Art „Teufelskreis“ zusammen.
Geistiges Nachlassen bei älteren Angehörigen
Den geistigen Verfall erkennt ein Betroffener selbst oft gar nicht. In vielen Fällen wissen Betroffene aber, dass sie ein wenig vergesslich werden. Dennoch sind es häufig Angehörige, die auf die geistigen und mentalen Defizite aufmerksam werden.
Im Alter kann es auch zu einer akuten Verwirrtheit kommen, die medizinisch Delir oder Delirium genannt wird. Dieses Syndrom gibt es in viele Facetten mit unterschiedlichen Ursachen. Oft ist dies auf eine schlechtere Hirndurchblutung, Stoffwechseländerungen, Natriummangel oder Flüssigkeitsmangel zurückzuführen. Auch können Neben- und Wechselwirkungen von Medikamenten oder Entzugserscheinungen zu einem Delir führen. Im Gegensatz zu einer schleichend beginnenden Demenz gibt es Delir-Formen, die plötzlich auftreten und unterschiedliche Symptome zeigen. Betroffen sind dabei Aufmerksamkeit, Wahrnehmung, Denken, Gedächtnis, Psychomotorik und Gefühlslage. Kommt es dabei zu körperlichen Warnsignalen wie Bluthochdruck, schnellem Puls und Schwitzen, kann eine lebensbedrohende Situation entstehen. Bei plötzlichen Veränderungen muss unverzüglich ein Krankenhaus oder Arzt aufgesucht werden.
Aus neurobiologischer Sicht erkennt das menschliche Gehirn schon ab 20 Jahren sein Alter. Es ist normal, dass die Hirnalterung weiter fortschreitet. In einem Alter zwischen 70 und 80 Jahre verliert das Gehirn sogar an Volumen, weil die Netzwerke zwischen den Nervenzellen ausdünnen. Diese Abnahme beeinträchtigt direkt die Lernfähigkeit von alten Menschen. Das lässt sich leider nicht verhindern. Außerdem gehört diese Alterung auch zu den Gründen, warum im Alter das Risiko einer Demenzerkrankung zunimmt. Ungefähr bis zum Alter von 88 oder 89 Jahren haben 50% der Bevölkerung eine Demenz.
Verstärkt wird das geistige Nachlassen bei alten Menschen zusätzlich durch Faktoren wie
- Bluthochdruck
- Diabetes mellitus
- hoher Cholesterinspiegel
- Übergewicht
- Rauchen
- starker Alkoholkonsum
- Medikamente
Wissenschaftlich bestätigt wurde jedoch auch, dass Bildung vor einem frühzeitigen Verfall der mentalen Leistungsfähigkeit schützt. Trainings wie Gehirnjogging oder Rätselspiele haben demnach durchaus ihre Daseinsberechtigung. Ein stärkeres Gehirntraining bringt mit sich, dass das Hirn widerstandsfähiger gegen Krankheiten wird. Mit zunehmendem Alter entwickelt das Gehirn aber Strategien, um nachlassende Leistungen auszugleichen. Senioren benutzen im Gegensatz zu jungen Menschen beispielsweise beide Hirnhälften, wenn sie Gedächtnisaufgaben lösen. Deswegen fühlen sie sich häufig mental angestrengt, erschöpft oder überfordert. Um die Defizite kompensieren zu können, bedarf es eines stetigen Trainings.
Die Prozesse verlangsamen sich mit dem Alter. Es geschehen mehr Fehler, die durch gezieltes Üben manchmal kompensiert werden können. Lebenslanges Lernen und Üben hält Menschen also geistig fit. Zumindest kann der Leistungsverfall des Gehirns verzögert werden. Dies gilt jedoch nur eingeschränkt. Ab einem gewissen Grad einer Demenz erkennt das Gehirn Übungen und Lernaufgaben beispielsweise nicht mehr.
Tipps für pflegende Angehörige
Bemerken pflegende Angehörige schwerwiegende Alterungsprozesse wie etwa einen unfreiwilligen Gewichtsverlust, muss diese Symptomatik ernst genommen werden. Es bedarf einer Klärung der Ursache. In Betracht kommen nämlich auch nicht gut sitzende Zahnprothesen, Schmerzen beim Kauen oder Schluckstörungen. Bestehen Probleme oder Schmerzen beim Schlucken, sollten weiche Lebensmittel bevorzugt werden, wobei auch das Pürieren von Nahrung hilfreich sein kann. Damit kein Nährstoffmangel entsteht, sollten frische Lebensmittel auf den Tisch kommen. Im Idealfall werden Lieblingsgerichte zubereitet und dabei Wert auf hohe Energie- und Nährstoffdichte gelegt. Lebensmittel wie Seefisch, Nüsse, Kartoffeln, Hülsenfrüchte, Ei, Fleisch- und Milchprodukte machen es leichter, den Bedarf zu decken. Wenn die Zeit fürs Einkaufen und Kochen fehlt, können auch Hilfsangebote und Serviceleistungen wie Essen auf Rädern oder andere Lieferdienste in Anspruch genommen werden. Hilft alles nicht weiter, kann der Arzt spezielle Trinkmahlzeiten oder hochkalorische Nahrung verschreiben.
Schwierig wird es, wenn Betroffene einfach keinen Appetit mehr haben, was oft auch auf einen beeinträchtigten Geruchs- und Geschmackssinn zurückgeführt werden kann. Hier sollte dann eine schöne Atmosphäre beim Essen geschaffen werden. Auch schmecken Mahlzeiten in Gesellschaft besser als alleine. Durch mehrere kleine Zwischenmahlzeiten am Tag lässt sich etwas Abwechslung schaffen.
Pflegende Angehörige müssen sich darüber im Klaren sein, dass sie den Alterungsprozess eines nahestehenden Familienmitglieds nicht verhindern können. Sie können mit ihrem eigenen Verhalten dennoch dazu animieren, einen gesunden Lebensstil zu pflegen. Hierzu gehört neben der ausgewogenen Ernährung insbesondere auch regelmäßige Bewegung. Schon kurze Spaziergänge tun Körper und Seele gut, wobei sich auch leichte Sportarten positiv auf die Gesundheit auswirken.
Aber nicht nur die körperliche Alterung macht allen Beteiligten zu schaffen, sondern auch die psychische Veränderung. Belastet fühlen sich Senioren durch die Wahrnehmung, dass sie körperlich und geistig nachlassen. Auch Krankheiten oder der Tod von Angehörigen und Freunden können soziale Folgen haben. Sind Senioren nicht mehr mobil, fallen gleichzeitig auch viele Sozialkontakte weg. Einsamkeit im Alter darf nicht unterschätzt werden, da sie ein Gesundheitsrisiko von der Depression bis hin zum Wunsch zu Sterben darstellt. Pflegende Angehörige können diese Schwierigkeiten etwas auffangen, wenn sie Betroffenen das Gefühl vermitteln, gebraucht zu werden. Durch Unterhaltung, Kontakte, Spiele und Freizeitaktivitäten wird für Ablenkung und Austausch gesorgt. Wenn hierfür die Zeit fehlt, können auch soziale Kontakte in Seniorengruppen oder bei Bildungsangeboten helfen. Letztendlich sind alle Maßnahmen hilfreich, die das Selbstwertgefühl, die Eigenständigkeit und die soziale Kompetenz stärken und fördern.
Fazit
Der Umfang mit alten Menschen, die geistig und körperlich nachlassen, ist oft herausfordernd und kann pflegende Angehörige an ihre Belastungsgrenzen bringen. Viele Senioren leiden nicht nur körperlich, sondern auch geistig unter ihren Alterserscheinungen.
Wichtig ist, die Ursachen für die einzelnen Alterungsprozesse aufzudecken. Liegt ein unbeabsichtigter Gewichtsverlust beispielsweise an einem schlecht sitzenden Gebiss, muss der Zahnarzt hinzugezogen werden. Gleichzeitig sollte die Ernährung im Fokus sitzen, um einen gefährlichen Nährstoffmangel auszuschließen. Beim geistigen Nachlassen ist es ähnlich. Bei Symptomen, die auf einen Delir oder eine Demenz hinweisen, muss ein Arztbesuch erfolgen. Dennoch können durch Unterhaltung, Freizeitaktivitäten, Bewegungsangebote und Spiele gezielt Lernübungen aufgegriffen werden, die die geistige Leistungsfähigkeit trainieren.
Die Betreuung von Menschen im Alter ist zeitaufwendig, was viele pflegende Angehörige vor Probleme stellt. Abhilfe kann eine 24 Stunden Betreuung schaffen. Bei dieser Betreuung in häuslicher Gemeinschaft zieht eine vorab sorgfältig ausgesuchte Betreuungskraft mit in den Seniorenhaushalt ein. Sie kann sich also gezielt die Alterungsprozesse beobachten und darauf eingehen. Dies erfolgt beispielsweise durch die Übernahme von Einkäufen und die Zubereitung der Mahlzeiten. Aber auch durch Gesellschaftsspiele und gemeinsame Spaziergänge hilft die Betreuungskraft in der 24 Stunden Betreuung, den allgemeinen Abbau abzufedern und für mehr Lebensqualität zu sorgen. Informieren Sie sich detaillierter über die 24 Stunden Betreuung der SHD Seniorenhilfe Dortmund!