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Inkontinenz im Alter: Tipps für Betroffene und Angehörige

Ein älterer Mann hält sich den Bauch

Inkontinenz ist eine weit verbreitete Krankheit, die mit ansteigendem Risiko im Alter auftreten kann. Nach den Statistiken sind überwiegend Frauen und Senioren unabhängig vom Geschlecht von Inkontinenz betroffen. Viele Betroffene suchen sich keine professionelle Hilfe, sondern verheimlichen aus Scham sowohl Symptome als auch Erkrankung. Einige glauben, dass Probleme mit den Ausscheidungen zum normalen Alterungsprozess dazu gehören und eine Inkontinenz im Alter „normal“ ist. Dies ist jedoch ein trügerisches Gefühl, da man gegen viele Inkontinenzen sehr wohl etwas tun kann. Sowohl die Harninkontinenz als auch die Stuhlinkontinenz stellen für Betroffene eine große Belastung dar. Das Gefühl, in Teilen keine Kontrolle mehr über den eigenen Körper zu haben, beeinträchtigt das ganze Leben. Betroffene sorgen sich um ihre Kleidung, ihre Möbel oder unangenehme Gerüche. Deshalb ziehen sie sich zurück, meiden soziale Kontakte und Aktivitäten außerhalb ihrer eigenen vier Wände. Auch für pflegende Angehörige oder Pflegekräfte ist es nicht immer einfach, mit ihnen umzugehen. Sie benötigen ein besonderes Feingefühl.

Überblick

Was ist Inkontinenz?

Nach der Definition bezeichnet der Begriff Inkontinenz die mangelnde oder fehlende Fähigkeit des menschlichen Körpers, Urin in der Blase oder Stuhl im Darm zu halten und kontrolliert auszuscheiden. Es kommt also zum Symptom eines unbeabsichtigten Urinverlusts oder Stuhlabgang. Betroffene schaffen es nicht mehr rechtzeitig auf die Toilette. Eine Inkontinenz kann auch als Nebenerscheinung einer Erkrankung auftreten.

Wenn Menschen Probleme haben, ihre Blase oder ihren Darm zu kontrollieren, wird von einer Harninkontinenz oder Stuhlinkontinenz gesprochen. Sie verlieren dann unwillkürlich Urin oder aber Stuhl. Die Harninkontinenz wird häufig auch Blasenschwäche genannt, die viele Senioren betrifft. Menschen mit einer Inkontinenz haben Hemmungen, über das Krankheitsbild zu sprechen. Aus Scham scheuen sie sich sogar, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Dabei gibt es viele Behandlungsmöglichkeiten und auch Hilfsmittel wie Inkontinenzeinlagen können die Lebensqualität von Betroffenen deutlich verbessern.


Wie kommt es zu einer Inkontinenz?

Da sich viele Betroffene schämen, über eine mögliche Inkontinenz zu sprechen, ist die Dunkelziffer bei den Statistiken über Erkrankte vermutlich hoch. Fest steht jedoch, dass eine Inkontinenz im Alter öfter auftritt als in jüngeren Jahren. Der unwillkürliche Urinverlust oder Abgang von Stuhl hängt von der körperlichen und geistigen Verfassung eines Menschen ab. Ältere Frauen leiden oft an einer Beckenbodenschwäche, die durch erbliche Veranlagung, Übergewicht oder Geburten begünstigt werden kann. Auch der Östrogenmangel während oder nach den Wechseljahren kann einen schwachen Beckenboden auslösen. Dennoch gibt es viele weitere Gründe, warum eine Inkontinenz auftreten kann. Im Alter gehören zum Beispiel Erkrankungen wie Demenz, Morbus Parkinson oder Diabetes mellitus dazu. Bei Männern gehört eine vergrößerte Prostata zu den häufigsten Ursachen einer Inkontinenz. Nicht zuletzt können auch Unterleibsoperationen oder Harnwegsinfekte dazu führen.

Das Risiko einer Inkontinenz kann sich durch folgende Faktoren erhöhen:

  • Einnahme von Medikamenten wie entwässernden Arzneien oder Antidepressiva mit entsprechender Wirkung auf den Harndrang
  • Übergewicht
  • Bindegewebsschwäche oder Schwäche des Beckenbodens
  • regelmäßige schwere körperliche Arbeiten bzw. Belastungen
  • Geburten
  • chronische Verstopfung, chronischer Husten mit erhöhtem Druck auf Bauchraum, Schließmuskeln und Blase
  • Operationen im Bereich der Wirbelsäule oder des Urogenitaltrakts
  • Morbus Parkinson, Demenz, Multiple Sklerose, Schlaganfall und andere neurogene Erkrankungen


In den seltensten Fällen ist eine Stuhlinkontinenz angeboren. In den meisten Fällen beruht sie auf einer Schädigung oder Störung des Schließmuskels oder Mastdarms. Bei einer Stuhlinkontinenz kann es zum unkontrollierten Abgang von Darmwinden, Stuhlschmieren bis hin zum kompletten Kontrollverlust über den Toilettengang kommen. Zu den möglichen Ursachen hierfür gehören:

  • Verletzungen des Schließmuskels bzw. der Analhaut durch Operationen, Geburten oder Unfälle
  • chronisch-entzündliche Krankheiten
  • neurologische Krankheiten
  • Beckenboden-Insuffizienz
  • Medikamente
 
 

Diagnose einer Inkontinenz

Sowohl eine Harninkontinenz als auch eine Stuhlinkontinenz können unterschiedliche Ursachen haben. Auch können beide Erkrankungen unterschiedlich schwer ausgeprägt sein. Damit genaue Ursachen ermittelt und Beschwerden gelindert werden können, bedarf es einer Untersuchung beim Arzt. Der untersuchende Arzt wird eine Anamnese sowie körperliche Untersuchungen durchführen, um dann eine geeignete Behandlung vorzuschlagen. Oftmals fragen sich Betroffene, zu welchem Arzt sie gehen sollen. In Betracht kommen neben dem Hausarzt als ersten Ansprechpartner insbesondere Fachärzte wie

  • Urologen
  • Gynäkologen
  • Proktologen (Enddarm)
  • Neurologen (Nervensystem/Muskulatur)
  • Geriater (ältere Patienten)
 

Zu den gängigen Untersuchungen gehören Hautinspektionen, Hustentests, Urin-Untersuchungen, urodynamische Untersuchungen, sowie eine Überprüfung der Beckenbodenmuskulatur und der körperlichen bzw. mentalen Leistungsfähigkeit.

Unterschieden wird bei einer Harninkontinenz in

  • Dranginkontinenz: Bei einer Dranginkontinenz wird auch von einer Blasenschwäche, Reizblase, Reflexinkontinenz oder instabilen bzw. überaktiven Blase gesprochen. Obwohl der Harnröhrenverschluss noch funktioniert, zieht sich die Blasenmuskulatur unbeabsichtigt zusammen. Dies hat einen plötzlich auftretenden Harndrang zur Folge, weshalb betroffene noch vor Erreichen der Toilette Urin verlieren.
  • Belastungsinkontinenz: Die Belastungsinkontinenz wird auch Stressinkontinenz genannt, weil der unbeabsichtigte Harnverlust in Situationen von Stress und Belastung auftritt. Auslöser können beispielsweise Husten, Niesen oder Lachen sein.
  • Mischinkontinenz: Bei der Mischinkontinenz handelt es sich um eine Kombination aus Drang- und Stressinkontinenz. Diese Form tritt besonders häufig auf und bedarf einer gezielten Therapie.
  • Überlaufinkontinenz: Bei der Überlaufinkontinenz handelt es sich um eine chronische Harnretention. Der Urin wird „tröpfchenweise“ verloren. Zu den Ursachen gehören Entleerungsprobleme der Blase, Abflusstörungen oder Unterfunktionen der Blasenmuskulatur. Obwohl die Blase gefüllt ist, kann sie von Betroffenen nicht vollständig entleert werden. Es verbleibt Restharn in der Blase.
 
 

Behandlung von Inkontinenz

Je nach Dauer der Beschwerden und Ursachen werden verschiedene Therapien angeboten, die sich u.a. nach Vorerkrankungen, aktueller Medikation und normalem Trinkverhalten oder Stuhlgewohnheiten von Patienten richten. Bei der Behandlung von Inkontinenzen werden unterschiedliche Hilfsmittel eingesetzt. Eine pauschale Therapie gibt es also nicht, sondern eher individuelle Behandlungspläne. Generell gilt jedoch, dass die Erfolgsaussichten höher sind, wenn eine Inkontinenz möglichst früh von der Medizin behandelt wird. Früherkennung ist also wichtig.

Zu den gängigen Behandlungsmöglichkeiten gehören

  • Verhaltenstherapien, um Blase und Darm besser kontrollieren zu können
  • Trainings wie Blasentraining, Beckenbodentraining für die Kontrolle des Harndrangs oder Toilettentraining für die Kontrolle des Stuhlgangs
  • Hilfsmittel
  • Medikamente
  • Operationen
 
 

Hautschäden bei Inkontinenz vorbeugen

Bei einer Inkontinenz kommt es häufig zu Hautschäden im Intimbereich. Diese entstehen an den Stellen, an den die Haut mit Urin oder aber Stuhl in Berührung kommt. Urin und Stuhl reizen die Haut an Damm, Anus sowie den Pobacken und machen sie angreifbar. Das mit einer Inkontinenz verbundene Risiko für Hautrötungen, Hautentzündungen und Hautschäden fällt unter die Inkontinenz-assoziierten Dermatitis-Erkrankungen. Auch Dekubitus-Geschwüre können durch unkontrollierten Verlust von Urin oder Stuhl bei bettlägerigen Patienten entstehen. Derartige Schädigungen machen die Haut anfälliger für Infektionen wie bakterielle Entzündungen oder Pilzerkrankungen. Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, dass sowohl Betroffene als auch Pflegende den Hautzustand genau kontrollieren und auf eine sorgfältige Intimhygiene achten.

Ausscheidungen sollten generell so schnell wie möglich entfernt werden, damit die Haut trocken gehalten werden kann. Inkontinenzprodukte müssen also regelmäßig gewechselt werden. Hautschonende und pH-neutrale Produkte eignen sich für die Reinigung und Hautpflege. Starkes Reiben, beispielsweise beim Waschen und Abtrocknen, sollte in sensiblen Zonen vermieden werden. Wird Hautschutz verwendet, sollte bei der Auswahl der Produkte darauf geachtet werden, dass die Hautatmung nicht behindert wird.


Tipps für pflegende Angehörige

Inkontinenz gehört noch immer zu den gesellschaftlichen Tabus, da diese Erkrankung den Intimbereich des Betroffenen betrifft. Pflegende Angehörige und Pflegepersonen müssen gegenüber Betroffenen ein hohes Maß an Professionalität und Einfühlungsvermögen investieren, damit das Schamempfinden von Betroffenen geschützt wird. Hierzu gehört auch ein angemessener Sprachgebrauch, da es sich bei Betroffenen noch immer und Erwachsene handelt. Begriffe aus der Säuglingspflege wie „Windel“ oder „trockenlegen“ sollten vermieden werden.

Für pflegende Angehörige kann der Umgang mit inkontinenten Familienmitgliedern besonders belastend sein. Sie empfinden ebenfalls Scham oder auch Ekel vor der Inkontinenzpflege. Beides ist normal; kann aber die Beziehung zwischen pflegenden Angehörigen und Betroffenen in Mitleidenschaft ziehen. Beziehungsstärkend wirkt sich in vielen Fällen die offene Kommunikation aus. Eine Inkontinenz sollte von beiden Seiten thematisiert werden, damit der Umgang mit den pflegerischen Erfordernissen vorab geklärt werden kann. Nicht jeder Angehörige muss die Inkontinenzpflege durchführen und nicht jeder Betroffene muss diese Pflege von einem Angehörigen an sich durchführen lassen!

Durch anatomisch auf Frauen und Männer angepasste Medizinprodukte kann die Inkontinenzversorgung erleichtert werden. Neben den klassischen aufsaugenden Hilfsmitteln wie Einlagen oder Inkontinenzhosen werden auch ableitende Systeme wie Katheder bei Inkontinenz eingesetzt. Blasenkatheter sorgen für eine vollständige Entleerung der Blase. Möglich sind Dauerkatheter für den regelmäßigen Wechsel oder eine Selbstkatheterisierung der Blase. Die Katheterversorgung sollte jedoch – zumindest zunächst – von medizinischen Pflegefachkräften vorgenommen werden. Ringpessare oder Inkontinenztampons gehören zu den anatomisch angepassten Hilfsmitteln, die den Druck auf die Harnröhre zur Kontrolle des Harndrangs erhöhen. Auf Penisklemmen, Penisbänder oder Harnröhrenstöpsel sollte verzichtet werden, da diese dauerhafte Schäden an der Harnröhre des Mannes auslösen und Infektionen begünstigen können.


Fazit

Bei der Harninkontinenz handelt es sich um ein weit verbreitetes Krankheitsbild, bei der die Kontrolle über die Blase in Verlust geht. Die Stuhlinkontinenz kommt etwas seltener vor. Inkontinenz betrifft besonders häufig Senioren, was mit Vorerkrankungen und alterstypischen Schwächen zu tun haben kann. Leider handelt es sich dabei um ein schambehaftetes und mit Vorurteilen behaftetes Thema. Der Umgang mit inkontinenten Menschen ist nicht einfach. Viele suchen sich mit ihren Problemen keine professionelle Hilfe, sondern verheimlichen ihr Leiden. Einige Betroffene gehen sogar davon aus, dass die verminderte Kontrolle über die eigenen Ausscheidungen zu den normalen Alterungsprozessen gehören.

Auch für pflegende Angehörige bedeutet eine Inkontinenz einen herausfordernden Pflegealltag. Sie müssen professionell pflegen und dabei ein besonders Feingefühl zeigen. Dadurch, dass die Privat- und Intimsphäre wegen einer Inkontinenz regelmäßig berührt wird, wünschen sich Betroffene und Angehörige oft gleichermaßen, dass diese Versorgung von externen Pflege- und Betreuungskräften durchgeführt wird. Die in der 24 Stunden Betreuung eingesetzten Betreuungskräfte sind den Umgang mit Betroffenen gewohnt. Sie kennen die Hilfsmittel, wissen um die Besonderheiten in der Hautpflege und sind auch gerne unterstützend behilflich, wenn es um Beckenbodentrainings und andere Übungen geht. Informieren Sie sich jetzt über weitere interessante Möglichkeiten mit der 24 Stunden Betreuung der SHD Seniorenhilfe Dortmund!