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Geschwisterstreit vermeiden: So teilen Sie sich die Pflege der Eltern auf

Geschwisterstreit bei der Pflege der Eltern

Von den mehr als fünf Millionen pflegebedürftigen Menschen in Deutschland wird der überwiegende Teil zu Hause von Familienmitgliedern versorgt. Häufig sind es erwachsene Kinder, die die Pflege ihrer Eltern übernehmen, obwohl sie eigentlich selbst noch fest im Berufsleben stehen oder eine eigene Familie zu versorgen haben. Pflegende Angehörige stellen eine tragende Säule in der Versorgung von Pflegebedürftigen dar. Ohne sie würde sich der aktuelle Pflegenotstand für Betroffene noch gravierender auswirken.

Als Tochter oder Sohn einen nahen Angehörigen zu pflegen, bei der Alltagsbewältigung zu unterstützen und für soziale Teilhabe zu sorgen, bringt verschiedene Erfahrungen mit sich. Die Pflege selbst kann physisch als auch psychisch schwer anstrengend sein und zu gesundheitlichen sowie sozialen Schwierigkeiten beitragen. In Familien mit mehreren erwachsenen Kindern teilen sich die Geschwister häufig die Pflege der Eltern untereinander auf. Zum klassischen Beispiel gehört die Tochter, die den Haushalt ihrer Eltern führt, während ihr Bruder handwerkliche Aufgaben rund um Wohnung, Haus und Garten übernimmt. Unter Geschwistern können die mit der Pflege- und Betreuungsbedürftigkeit der Eltern verbundenen Herausforderungen gemeinschaftlich bewältigt werden. Es ist aber nicht einfach, die Verantwortung für die Eltern gerecht zu verteilen. In der Realität kommt es aus diesem Grund häufig zu Konflikten und Streitigkeiten unter Geschwistern.

Was in diesen Situationen bedacht werden sollte und wie Geschwisterkonflikte vermieden werden können, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Was sind die Pflichten von Kindern bei der Pflege?

Erwachsene Kinder werden bei eintretender Bedürftigkeit eines oder sogar beider Elternteile mit zahlreichen Fragen konfrontiert. Was ist das Beste für Mutter und Vater? Wer soll sich um was kümmern? Oder müssen die Eltern vielleicht doch in ein Heim? Nicht nur aus Verbundenheit stemmen Angehörige die Pflege oft selbst, sondern auch aus Kostengründen. In Deutschland werden 3/4 aller Pflegebedürftigen häuslich gepflegt; in den meisten Fällen von den eigenen Kindern. Bei Bedarf wird die häusliche Versorgung von ambulanten Diensten unterstützt, wenn zum Beispiel eine medizinische Behandlungspflege erforderlich ist. Dennoch sollte die Entscheidung von Familienmitgliedern für eine Pflege und Versorgung naher Angehöriger niemals leichtfertig getroffen werden. Auch ein moralisches Verpflichtungsgefühl sollte bei diesem Thema nicht ausschlaggebend sein.

Aus rechtlicher Sicht sind Kinder nach dem Gesetz verpflichtet, ihre Eltern zur Sicherung des Unterhaltes finanziell zu unterstützen. Dies gilt nur dann, wenn die finanzielle Unterstützung nicht einen definierten finanziellen Rahmen sprengt. Wenn Elternteile in einem Pflegeheim versorgt werden müssen, reichen Renten und Leistungen der Pflegeversicherung zur Deckung der Heimkosten oft nicht aus. Bevor aber Töchter und Söhne für die Pflegekosten der Eltern aufkommen müssen, erfolgt eine Überprüfung der finanziellen Lage aller nahen Angehörigen. Seit dem 01.01.2020 gilt nach dem Gesetz für den Elternunterhalt eine Einkommensgrenze in Höhe von 100.000 € brutto im Jahr. Verdienen Kinder weniger Geld, müssen sie auch keinen Elternunterhalt zur Pflegefinanzierung leisten. In diesen Fällen übernimmt das Sozialamt als Sozialhilfeträger die Pflegekosten. Wenn es aber um die Betreuung und Versorgung der Eltern geht, müssen nicht nur finanzielle Themen besprochen und geklärt werden.

Mit den Geschwistern über die Eltern sprechen

Eine Pflegebedürftigkeit von Mutter oder Vater kann sich langsam bemerkbar machen, aber auch plötzlich eintreten. Damit die Themen Betreuung und Versorgung nicht inmitten einer solch bitteren Krise besprochen werden müssen, sollten sich Familien frühzeitig darüber austauschen. In der Ruhe lassen sich besser Lösungen suchen und Pläne durchdenken. Eine baldige Familienfeier könnte beispielsweise zum Anlass genommen werden, sich etwas früher zu treffen und in entspannter Atmosphäre ein Gespräch zu führen. Wichtig dabei ist, alle Geschwister in das Gespräch zu involvieren, um später ein funktionierendes Team bilden zu können.

Auch wenn die Thematik „Pflegefall“ schwer fällt und gerne weit weggeschoben wird: Es ist sinnvoll und notwendig, sich mit den Geschwistern über die Verfahrensweise im Ernstfall zu unterhalten, bevor dieser eintritt. Erörtert werden sollten Fragen wie

  • Welche Aufgaben stehen in Versorgung, Betreuung und Pflege an?
  • Wer kann welche Aufgaben übernehmen?
  • Welche Vollmacht wird für welche Aufgaben benötigt?
  • Welche Aufgaben können und sollen durch externe Anbieter wie Haushaltshilfen, Pflegedienste, Gärtner oder Fahrdienste übernommen werden?
  • Wie soll die häusliche Pflege finanziert werden?
  • Welche Leistungen der Pflegeversicherung kommen in Betracht?

Wurden die wichtigsten Dinge wie beispielsweise Übernahmebereitschaft, Zuständigkeiten und Organisation bereits besprochen, behalten alle in einer Krise einen kühlen Kopf. So können Geschwister souverän handeln und Konflikte vermeiden, die im Ernstfall auch die Eltern belasten würden.

Wünsche und Anforderungen mit den Eltern besprechen

In den Gesprächen zwischen Geschwistern werden in der Regel die Bedürfnisse der Eltern berücksichtigt. Es kann aber passieren, dass die Wünsche der Eltern unberücksichtigt bleiben oder erst gar nicht bekannt sind. Welche Arten der Versorgung und Pflege zum Beispiel von Mutter oder Vater bevorzugt werden, besprechen nicht alle Elternteile mit ihren Kindern. Häufig weichen Eltern diesem sensiblen Thema aus oder verschieben derartige Gespräche auf einen späteren Zeitpunkt.

Kinder sollten versuchen, einen guten Moment für ein Gespräch mit den Eltern abzupassen. Auch bei dieser Unterredung ist eine entspannte Stimmung wichtig, da es Fingerspitzengefühl bedarf, um die Bedürfnisse und Wünsche der Eltern zur Pflege in Erfahrung zu bringen. Den Inhalt der Gespräche sollten Geschwister im Nachhinein noch einmal dafür nutzen, über die darin geäußerten Meinungen und Möglichkeiten nachzudenken und die Aussagen der Eltern in die spätere Entscheidungsfindung einfließen zu lassen. Lassen sich die Wünsche von Mutter und Vater umsetzen? Ziehen dabei alle Familienmitglieder an einem Strang? Im Idealfall ergibt sich hieraus ein dauerhafter Dialog zwischen Geschwistern sowie zwischen Kindern und Eltern, der in der Zukunft noch detailliertere Formen annimmt.

Aufgaben untereinander aufteilen

Wenn die Kinder mit ihren Eltern gesprochen haben und alle Bedürfnisse oder Wünsche formuliert wurden, können die Geschwister damit beginnen, die Verantwortlichkeiten untereinander aufzuteilen. Hierbei sollten persönliche Fähigkeiten, Interessen und zeitliche Kapazitäten Berücksichtigung finden. Es könnte sich beispielsweise ein Kind für Formalitäten, Verträge und Behördenangelegenheiten verantwortlich machen, während ein anderes Kind vielleicht Einkäufe und Fahrdienste übernimmt. Damit sich niemand ungerecht behandelt oder ausgeschlossen fühlen kann, sollten die Aufgaben auf Wunsch auch im Rotationsverfahren getauscht werden. Wird so verfahren, sollten sich Geschwister stets austauschen. Insbesondere bei Antragstellungen und wichtigen Unterlagen sollten immer alle Beteiligten auf dem neusten Stand sein, damit keine Fristen versäumt werden oder andere Nachteile entstehen können.

Natürlich kann auch die jüngere Generation in die Planung mit einbezogen werden. Enkelkinder möchten häufig auch gerne ihren Teil zur Versorgung von Oma und Opa beitragen. Sie könnten kleinere Botengänge und Besorgungen übernehmen. So ist auch sichergestellt, dass die Enkel wertvolle Erinnerungen an ihre Großeltern sammeln können, an die sie später gerne zurückdenken. Außerdem profitieren auch jüngere Familienmitglieder davon, Bestandteil eines Familien-Teams zu sein.

Regelmäßiger Austausch

Pflegende Angehörige sollten sich bewusst machen, dass sie im Team arbeiten. Daher ist es auch wichtig, sich regelmäßig über alle wichtigen Dinge auszutauschen. Auch Pflegedienste führen Pflegedokumentationen und informieren ihre Kollegen bei Übergabe einer Schicht. Unter Geschwistern kann es dann auch vorkommen, dass etwas geschimpft oder gemeckert wird. Das ist völlig normal und kann ab und zu sogar helfen, dass sich Gefühle nicht aufstauen und sich zu einem späteren Zeitpunkt in einem Streit entladen.

Für den regelmäßigen Austausch bieten sich Telefon- oder Videokonferenzen, Online-Chats oder Messenger wie WhatsApp und Telegram an. Hierüber lassen sich dann zwischendurch Neuigkeiten und Hinweise übermitteln, die dann auch nicht vergessen werden. Außerdem bieten sich diese Kommunikationskanäle an, wenn jemand krank geworden ist und vertreten werden muss. Wohnen alle Familienmitglieder in der Nähe, kommen natürlich auch gelegentliche Treffen zum Austausch in Betracht, die den Zusammenhalt nur noch stärken.

Meinungsdifferenzen gelassen nehmen

Auch bei guter Planung kann es immer wieder vorkommen, dass jemand ausfällt, Termine verschoben werden müssen oder ein anderes Hindernis das Umplanen erforderlich macht. Hier sollten pflegende Angehörige möglichst flexibel reagieren und sich entspannt auf Neuerungen einlassen. Das bedeutet aber nicht, dass überfordernde oder als negativ empfundene Dinge nicht angesprochen werden sollten. In einem ehrlichen, direkten und offenen Austausch sollten auch solche Dinge erörtert und geklärt werden, bevor es später zu einer Auseinandersetzung kommt.

Die Pflege von Senioren ist nicht einfach. Pflegende Geschwister sollten sich gegenseitig unterstützen und motivieren. Dies erfordert auch das Verständnis dafür, dass Dinge von Menschen unterschiedlich angegangen werden können und so auch akzeptiert werden sollten. Wenn es zu Meinungsverschiedenheiten kommt, sollten diese die Pflege in ihrer Qualität keinesfalls benachteiligen. Ein gutes Team lässt sich von Differenzen nicht aus dem Konzept bringen.

Und dennoch sollten pflegende Angehörige trotz aller Sorge um Mutter und Vater nicht ihr eigenes Wohlbefinden vergessen. Geschwister sollten gegenseitig Nachsicht und Verständnis zeigen. Dies, zumal die zu verteilenden Aufgaben nicht immer gleichmäßig aufgeteilt werden können, weil zum Beispiel nicht jedes Familienmitglied in der Nähe wohnt. Es kann auch sein, dass nicht jeder in die Versorgung und Pflege involviert werden möchte. Niemand kann gezwungen werden, sich an den Pflegeaufgaben zu beteiligen.

Sollten dennoch Probleme auftauchen, die im Familienverbund nicht geklärt werden können, helfen Pflegestützpunkte weiter. Für den Fall, dass kurze Zeiträume überbrückt werden müssen, gibt es Angebote für die stundenweise Betreuung.

Wie soll man mit Streit unter den Geschwistern umgehen?

Geschwisterkonflikte sind im Bereich der häuslichen Pflege von Mutter oder Vater keine Seltenheit. Zu den typischen Konflikten gehört der Vorwurf, dass sich Schwester oder Bruder zu wenig um den betroffenen Elternteil kümmern. Beachtet werden sollte hierbei, dass jeder eine andere Wahrnehmung hat und anders auf Eindrücke reagiert. Empfindet die sensible Schwester den Gesundheitszustand der nebenan wohnenden Mutter als bedenklich, könnte der weiter entfernt lebende Bruder eine ganz andere Sicht auf die Dinge haben. Komplexer wird die Situation dann noch, wenn die Eltern einen unterschiedlichen Umgang mit ihren Kindern pflegen, was auch verschiedene Informationen beinhalten kann. Sagt die Mutter zu ihrem Sohn beispielsweise, dass es ihr gut geht, kann auch das zwischen Geschwistern zu Irritationen führen, wenn dies nach Auffassung der Schwester nicht stimmt.

In einem Familiengefüge gibt es oft Hierarchien und verdeckte Kämpfe um die Anerkennung der Eltern. Dieses Phänomen stammt aus der Kindheit und kann auch noch im Erwachsenenalter wahrgenommen werden. Soll aus Geschwistern ein Team gebildet werden, das die Eltern versorgt, müssen Aufgaben möglichst ausgewogen verteilt werden. Perfektionismus und der Drang nach Lob sollten die Beziehung unter pflegenden Geschwistern nicht belasten. Bei Meinungsverschiedenheiten sollte alles, was „stört“, in Ruhe diskutiert werden. Oft braucht ein Team klare Regeln, die zunächst vereinbart werden sollten.

Um bitteren Enttäuschungen und Frustrationen vorzubeugen, hilft es, wenn sich Geschwister bewusst machen, dass es nicht nur einen „richtigen“ Weg gibt. In Angehörigenschulungen oder bei den oben erwähnten Pflegestützpunkten finden Familien breit gefächerte Informationen und Kursangebote. Pflege kann nicht bis in das kleinste Detail geplant werden. Immer wieder werden Anpassungen erforderlich; beispielsweise wenn sich der Gesundheitszustand verändert oder aber jemand ausfällt. Dies erfordert ein hohes Maß an Nachsicht und Flexibilität.

Externe Unterstützung in Betracht ziehen

Sollten sich Geschwister gar nicht mehr „zusammenraufen“ können, muss über eine externe Lösung nachgedacht werden. Allerdings bedeutet dies nicht automatisch, dass Mutter oder Vater in ein Heim müssen. Alternative Konzepte wie die 24 Stunden Betreuung der SHD Seniorenhilfe Dortmund GmbH finden zu Hause bei den Eltern statt und entlasten die ganze Familie. Dadurch, dass die Pflegekraft der SHD mit im Haushalt wohnt und vor Ort die Eltern hauswirtschaftlich sowie grundpflegerisch betreut, können sich Kinder wieder auf Besuche und Freizeitaktivitäten mit den Eltern fokussieren. Um Haushalt, Mahlzeiten und Grundpflege kümmert sich dann die Betreuungskraft.

Informieren Sie sich jetzt über die auch Betreuung in häuslicher Gemeinschaft genannte 24 Stunden Betreuung auf der Website der SHD, nutzen die zahlreichen Informations- oder Beratungsangebote und lassen sich unverbindlich ein individuelles Angebot unterbreiten.