haken-gold

Anerkannt nach § 45a SGB XI. Sie können mit der Pflegekasse abrechnen.

Nähe und Distanz in der Pflege – Wie macht man es richtig?

Distanz und Nähe in der Pflege

In der Pflege müssen nach Vorgaben des Qualitätsmanagements nicht nur die körperlichen Bedürfnisse von Pflegebedürftigen erfüllt, sondern auch eine emotionale Bindung geschaffen und aufrecht erhalten werden. Dies erfordert ein Gleichgewicht zwischen Nähe und Distanz, was für Pflegende beispielsweise im Umgang mit Demenz eine Herausforderung darstellen kann. In diesem Beitrag erfahren Sie mehr über die Notwendigkeit von Nähe und Distanz in der Pflegekunde sowie über die richtige Balance.

Überblick

Was bedeutet Nähe bzw. Distanz in der Pflege?

Gefühlvolle Nähe spielt eine wichtige Rolle in der Pflege. Durch Interesse, Mitgefühl, Akzeptanz und Sympathie wird nicht nur ein Vertrauensverhältnis aufgebaut, sondern auch das Wohlbefinden gestärkt. Eine gute Verbindung zwischen Pflegekräften und Gepflegten trägt dazu bei, dass sich alte, gebrechliche und betreuungsbedürftige Menschen gut aufgehoben fühlen. Diese für alle Beteiligten angenehme Atmosphäre fördert den Zusammenhalt, was in der Pflege besonders wertvoll ist. 

Wichtig ist das richtige Verhältnis zwischen Nähe und Entfernung. Bei zu viel Nähe kann es – insbesondere bei versorgenden Angehörigen – zur Überforderung und emotionalem Ausbrennen kommen. Eine zu enge Verbindung zu Pflegebedürftigen kann dazu führen, dass eigene Bedürfnisse bis hin zur vollständigen Überlastung vernachlässigt werden. 

Durch Abstand kann in pflegerischen Beziehungen ausreichend Raum für Erholung und Selbstfürsorge geschaffen werden. Es geht hierbei nicht um Entfremdung oder Abwehr. Es geht um die Fähigkeit, durch eine angemessene Distanzierung die eigenen emotionalen und physischen Bedürfnisse zu beachten. Pausen und Erholung tragen zur Gesundheit bei, was wiederum der Pflegequalität zugutekommt. Durch mehr Raum können also physische und psychische Verletzungen vermieden werden. 

Für beide Parteien – also sowohl für Pflegende als auch für Pflegebedürftige – kann ein Ungleichgewicht zwischen Nähe und Zurückhaltung zu Grenzüberschreitungen führen. Wenn das Nähe- und Distanzbedürfnis des jeweiligen Gegenübers unabsichtlich oder absichtlich nicht akzeptiert oder respektiert wird, kann das Vertrauensverhältnis Schaden nehmen.

Warum Zuneigung in der Pflege wichtig ist

In der Pflegekunde sorgt Zuneigung für eine emotionale Nähe, die eine vertrauensvolle Pflegebeziehung erst ermöglicht. Pflegeberufe sind Berührungsberufe, in denen sich Menschen sehr nahe kommen. Bei vielen Pflegeaufgaben muss in die Privat- und Intimsphäre von Pflegebedürftigen eingegriffen werden, beispielsweise bei der Körperhygiene oder der Versorgung von Wunden. Dafür müssen Grenzen und Entfernungen überschritten werden, was gegenseitiges Vertrauen erfordert. Damit alle Beteiligten besser mit diesen Grenzüberschreitungen umgehen können, bedarf es Freundlichkeit, Höflichkeit, Respekt und Empathie. Auch durch Humor lassen sich unangenehme Situationen in der Pflege auflockern.

Nähe in der Pflege bedeutet für Pflegende und pflegende Familienmitglieder, sich in die Gefühlswelt von alten und kranken Menschen einfühlen zu können, sich aber nicht damit zu identifizieren. Pflegende erleben nicht alltägliche Situationen, die mit Krankheit, Tod und Trauer in Verbindung stehen. Diese sensiblen und intimen Themen erfordern Zuneigung, Trost und Verständnis, soweit dies zugelassen und als angenehm empfunden wird. Im Idealfall bauen Pflegende von Beginn an eine Beziehung zu Pflegebedürftigen auf, die für sie selbst ausreichend Abstand und für Schützlinge genug Nähe bietet.

Warum Distanz in der Pflege essenziell ist

Im Umgang mit Menschen, unabhängig von Alter und Gesundheitszustand, ist eine richtige Balance zwischen Nähe und Abstand wichtig. Dabei muss diese Balance immer individuell auf das jeweilige Gegenüber abgestimmt, angepasst und neu ausbalanciert werden. Bei der Distanz in der Pflege wird in Distanzzonen unterteilt:

Intime Zone

In der intimen Zone dürfen sich nur Menschen bewegen, die wie Familienmitglieder, Partner oder enge Freunde zum persönlichen Kreis zählen. Dringen Fremde in die intime Distanzzone vor, wird dies als übergriffig wahrgenommen. In der Pflege ist es für Mitarbeiter wichtig, diese Grenze von Patienten zu beachten und sie nur mit Einverständnis zu überschreiten. Bevor also Wunden kontrolliert oder Körperwaschungen durchgeführt werden können, sollten Patienten befragt und informiert werden.

Persönliche Zone

In der persönlichen Zone bewegen sich Gesprächspartner, Freunde, Kollegen und Bekannte. Kommt man sich in Gesprächen näher, darf diese „Armlängendistanz“ je nach Verhalten auch verkleinert werden. Für die Pflege gilt auch hier, dass diese Grenze  nach Möglichkeit nur nach Zustimmung überschritten wird. 

Soziale Zone

In der sozialen Distanzzone befinden sich fremde Menschen, Vorgesetzte oder Personen in der Öffentlichkeit. In diesem Distanzbereich darf sich bei normalem Verhalten grundsätzlich jeder bewegen.

Öffentliche Zone

Die öffentliche Distanzzone gilt als unproblematisch, da sich jeder darin aufhalten darf.

Im pflegerischen Bereich muss bei allen Distanzzonen beachtet werden, dass sie sich je nach Kultur und Erziehung von Patienten unterscheiden können. 

Viele Studien über zwischenmenschliche Beziehungen sind zu dem Ergebnis gekommen, dass bei einer ausgeglichenen Balance zwischen Nähe und Distanz weniger Konflikte auftreten. In der Pflege bietet diese Balance sowohl Pflegekräften als auch Gepflegten ein hohes Maß an Schutz und Sicherheit. Ist die Distanz zwischen Pflegekräften und Bedürftigen zu groß, kann eine „kalte“ Beziehung die Pflege negativ beeinträchtigen. Ist die Distanz umgekehrt zu klein, könnten sich Pflegepersonen zu stark engagieren. Dieses Engagement kann sich negativ auf die Gesundheit auswirken und auch die Pflegequalität in Mitleidenschaft ziehen. 

Es ist eine Herausforderung, in der Pflege trotz der emotionalen und körperlichen Nähe die richtige Distanz zu wahren. Für das ideale Maß sind nicht nur Pflegende, sondern auch pflegebedürftige Senioren verantwortlich. Auch die Haltung von betreuten Menschen spielt dabei eine Rolle. Körperliche Pflegeaufgaben sind nur möglich, wenn eine Distanz überschritten wird. Diese Grenzüberschreitung ist regelmäßig für Pflegende einfacher zu akzeptieren als für Pflegebedürftige. Die größte Herausforderung liegt in einer empathischen und nicht kalt wirkenden Distanz bei gleichzeitiger körperlicher und emotionaler Nähe.

Distanz ist also insbesondere für Pflegepersonen und pflegende Angehörige wichtig. Lassen sie die Schicksale ihrer Schützlinge zu nah an sich heran, kann dies zu einer seelischen Belastung führen, die einen professionellen Umgang nicht mehr gewährleistet.

Tipps für pflegende Angehörige

  • Offene Kommunikation: Wer innerhalb der Familie ehrlich und offen miteinander spricht, kann die richtige Balance zwischen Nähe und Distanz finden. Hierbei ist wichtig, ohne Angst vor Missverständnissen und Urteilen auszudrücken, wenn Stress oder Überforderung herrschen. Bedenken und Gefühle sollten offen kommuniziert werden, damit gemeinsam nach Lösungen gesucht werden kann, die für alle Beteiligten akzeptabel sind.
  • Pflege planen und aufteilen: Pflegende Familienmitglieder sollten die Pflege mit der Familie planen, damit beispielsweise auch Aufgaben untereinander aufgeteilt werden können. Auch unabhängig von reinen Pflegetätigkeiten kann jedes Familienmitglied einen Beitrag, beispielsweise im Haushalt oder Alltag, leisten. So lassen sich die Belastungen und Verantwortlichkeiten gerecht verteilen.
  • Hilfe annehmen: Die Pflege eines Nahestehenden ist herausfordernd und kann belasten. Niemand sollte die Pflege allein bewerkstelligen müssen, sondern darf die Unterstützung von Familienmitgliedern oder ambulanten Diensten annehmen. Es ist schwer, die Verantwortung für ein Familienmitglied abzugeben. Dennoch ist es ein Zeichen von Stärke, dringend benötigte Hilfe zu suchen und zu akzeptieren. 
  • Grenzen setzen und auch respektieren: Jeder Mensch hat emotionale und physische Grenzen, die es zu respektieren gilt. Der menschliche Körper zeigt durch körperliche Beschwerden, Stresssymptome und anhaltende Erschöpfungszustände auf, wenn Grenzen in Gefahr sind. Spätestens jetzt ist es an der Zeit, auf sich selbst zu achten und aufzupassen. Werden Alarmsignale ignoriert, führt dies zur Überlastung und damit auch zum Verlust der Fähigkeit, für andere zu sorgen. Die Überschreitung von emotionalen Grenzen zeigt sich in Schuldgefühlen oder dem Drang, stets für alle und jeden verfügbar zu sein. Hier wird das Bedürfnis nach Selbstfürsorge außer Acht gelassen. Das Setzen von Grenzen heißt nicht, die Verantwortung für die Pflege abzugeben, sondern dient dem Selbstschutz. Nur so sind Menschen in der Lage, auch auf langfristige Sicht alte und kranke Menschen adäquat pflegen zu können. 
  • Zeit für sich selbst nehmen: Pflegende neigen dazu, sich nur noch auf die Pflege zu fokussieren. Dabei ist es sehr wichtig, Zeit für eigene Interessen und Aktivitäten einzuplanen. Es ist wichtig, Auszeiten von der Pflege zu nehmen, um sich zu entspannen und zu erholen. Werden regelmäßig neue Kräfte geschöpft, läuft es auch im Pflegealltag besser.

Unterstützungsmöglichkeiten für pflegende Angehörige

Wie bereits ausgeführt sollten pflegende Familienmitglieder Hilfe und Unterstützung annehmen, um alle Pflegeaufgaben bewältigen zu können. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, die Pflegebelastung zu reduzieren und dadurch dabei zu helfen, auf sich selbst zu achten. Die Kosten für viele Angebote können durch Leistungen aus der Pflegeversicherung aufgefangen werden, was in Bezug auf den Umfang oft auf den jeweiligen Pflegegrad ankommt. 

Kurzzeitpflege & Verhinderungspflege

Die Kurzzeitpflege ist eine vorübergehende Pflege in einer stationären Einrichtung. Durch die stationäre Kurzzeitpflege erfahren pflegende Angehörige Entlastung, wenn sie dringend eine Pause benötigen oder sich um etwas Wichtiges kümmern müssen. Während des Aufenthaltes in der Kurzzeitpflege-Einrichtung werden Pflegebedürftige professionell nach Vorgabe des Qualitätsmanagements betreut. 

Im Rahmen der Verhinderungspflege können Pflegebedürftige weiterhin zu Hause bleiben, da professionelle Pflege- oder Betreuungskräfte die Pflegeaufgaben im häuslichen Umfeld übernehmen. Pflegende Angehörige können sich durch die Verhinderungspflege eine Auszeit nehmen und neue Kraft tanken.

Pflege- und Selbsthilfegruppen

In vielen Städten und Gemeinden gibt es Unterstützungsgruppen für pflegende Angehörige oder Selbsthilfegruppen für Menschen mit Demenz, die auch Familienmitglieder einbeziehen. Hier finden häufig regelmäßige Treffen statt, um sich auszutauschen und gegenseitig zu unterstützen. Gespräche mit anderen Betroffenen beinhalten Ratschläge und Lernthemen von Menschen, die ähnliche Situationen kennen und viele Herausforderungen bereits bewältigt haben.

Internetportale

Wichtige Informationen und Unterstützungsmöglichkeiten für pflegende Angehörige hält auch das Internet bereit. Namhafte Organisationen und Websites bieten Ratgeber, Leitfäden, News und Werkzeuge an, die bei der Pflege hilfreich sein können. 

Hausnotruf mit Benachrichtigung

Moderne Hausnotruf-Systeme bieten durch eine Benachrichtigungsfunktion noch mehr Sicherheit. Einige Systeme arbeiten mit einer App, die im Notfall eine Benachrichtung übermittelt und so gewährleistet, dass sofort Maßnahmen ergriffen werden können. Auch hierdurch können sich pflegende Angehörige entlasten lassen, die ansonsten auswärtige Termine nur mit schlechtem Gewissen und in ständiger Alarmbereitschaft wahrnehmen.

Professionelle Pflege- und Betreuungsangebote

Professionelle Pflegeinstitute bieten die komplette Bandbreite an pflegerischen und ambulanten Dienstleistungen an, um pflegende Angehörige zu entlasten. Von der regelmäßigen Pflegeunterstützung über die Verabreichung von Medikamenten bis hin zur Mobilitätshilfe können pflegende Angehörige sowohl einzelne als auch alle Pflegeaufgaben professionell auslagern. So wird nicht nur eine qualitativ hochwertige Pflege sichergestellt, sondern auch gewährleistet, dass sich pflegende Angehörige nicht überlasten.

Auch das Team der SHD Seniorenhilfe Dortmund bietet mit der stundenweisen Betreuung und der 24 Stunden Betreuung vielen Angehörigen mehrere Möglichkeiten der Entlastung an: Die stundenweise Betreuung ist eine gem. § 45 a SGB XI bei den Pflegekassen zugelassene Alltagsunterstützung, bei der beispielsweise Aufgaben im Haushalt, Freizeitaktivitäten oder Begleitungen zu Terminen übernommen werden. Die stundenweise Seniorenbetreuung ist geeignet, Angehörigen kleine Ruhepausen zu verschaffen, in denen sie durchschnaufen können. Die stundenweise Betreuung kann durch die offizielle Anerkennung der SHD übrigens über den monatlichen Entlastungsbetrag direkt mit der Pflegekasse abgerechnet werden, der unabhängig vom Pflegegrad gewährt wird.

Weitaus umfangreicher ist das Leistungsspektrum der 24 Stunden Betreuung, bei der eine vorab sorgfältig vom Team der SHD nach individuellen Wünschen und Bedürfnissen ausgewählte Betreuungskraft für die Dauer ihres Einsatzes mit in den zu betreuenden Haushalt einzieht. Direkt vor Ort kümmert sich die Betreuerin dann um hauswirtschaftliche, grundpflegerische und alltagsbedingte Aufgaben. Angehörige wissen ihre alten oder kranken Familienmitglieder in guten Händen und können sich wieder auf die schönen Seiten des Familienlebens konzentrieren. 

Es ist keine Schande, diese Unterstützungsmöglichkeiten und Ressourcen in Anspruch zu nehmen. Denn alle Angebote sind dafür da, Pflegebedürftige optimal zu versorgen und Angehörige zu entlasten. Dies hilft dabei, die eigenen Bedürfnisse zu wahren und gleichzeitig für Angehörige zu sorgen. Pflege ist anspruchsvoll, aber mit der richtigen Hilfe kann sie leichter bewältigt werden.

Fazit

Eine ausgewogene Balance zwischen Nähe und Distanz in der Pflege ist ein Garant für Wohlbefinden auf allen Seiten. Insbesondere sorgende Angehörige sollten verstehen, dass auch die eigene Gesundheit wichtig ist. Wer seine Selbstfürsorge vernachlässigt, riskiert seine Gesundheit und Fähigkeit, für andere da zu sein. Die Pflege ist immer als eine herausfordernde Aufgabe zu betrachten, die jedoch gleichzeitig auch eine bereichernde Erfahrung darstellt. Dies gilt aber nur dann, wenn sie mit Selbstfürsorge und Unterstützung bewerkstelligt wird.

Wie die SHD Seniorenhilfe Dortmund betreuende Angehörige unterstützen kann, erklären wir Ihnen gern. Bitte treten Sie einfach mit uns in Kontakt!