In der stationären Pflege halten soziale Roboter schrittweise Einzug. Doch wie steht es um ihren Einsatz in der häuslichen Betreuung? Können soziale Roboter in der Betreuung in häuslicher Gemeinschaft menschliche Fürsorge ergänzen oder verdrängen sie Nähe und Beziehung? Die SHD Seniorenhilfe Dortmund zeigt, warum technische Unterstützung auch im Live-in-Modell möglich ist, solange Ethik und Selbstbestimmung an erster Stelle stehen.
Von Stefan Lux, Geschäftsführer der SHD Seniorenhilfe Dortmund
Wenn von der Zukunft der Pflege die Rede ist, geht es längst nicht mehr nur um Personalfragen, sondern zunehmend auch um Technologie. In stationären Einrichtungen übernehmen Roboter bereits heute Teilaufgaben – von der Essensausgabe bis zur sozialen Interaktion. Programme wie „Pflege 2030“ untersuchen, wie humanoide Maschinen als Entlastung im Pflegealltag dienen können. Doch während sich robotische Assistenzsysteme in strukturierten Abläufen der Heimpflege relativ gut integrieren lassen, stellt sich in der häuslichen Betreuung eine grundlegend andere Frage: Passt ein sozialer Roboter in eine Lebensform, die von Beziehung, Vertrautheit und individueller Begleitung geprägt ist?
Die Technologie begleitet, der Mensch betreut
Die Betreuung in häuslicher Gemeinschaft – das Modell, das die SHD Seniorenhilfe Dortmund seit vielen Jahren erfolgreich gestaltet – beruht auf Nähe und Vertrauen. Eine Betreuungskraft lebt mit im Haushalt, begleitet durch den Alltag, reagiert auf Stimmungen, Vorlieben, Ängste. Die Interaktion ist nicht standardisiert, sondern spontan, empathisch und biografieorientiert. In diesem Kontext kann ein sozialer Roboter keine zentrale Rolle übernehmen. Wohl aber kann er – wenn sensibel eingesetzt – einen funktionalen Beitrag leisten: als Strukturgeber, als kognitiver Impuls, als Erinnerungshilfe. Zum Beispiel dann, wenn Menschen mit Demenz regelmäßig an das Trinken erinnert werden, wenn Musik abgespielt wird, die beruhigend wirkt, oder wenn einfache Gespräche den Tag strukturieren.
Dabei ist entscheidend, dass der Roboter nicht vorgibt, ein Mensch zu sein. Die Grenze zwischen Ergänzung und Ersatz ist schmal. Ein Gerät wie der humanoide Roboter „Pepper“ kann freundlich begrüßen, einfache Sätze verstehen und Antworten geben. Er kann Bewegungen begleiten, kleine Spiele anleiten oder an Medikamente erinnern. Doch er ist und bleibt eine programmierte Maschine – und darf nie als emotionaler Ersatz für eine reale Beziehung missverstanden werden. Die ethische Verantwortung liegt darin, den Roboter so einzusetzen, dass er Handlungsspielräume erweitert, nicht Bindungen ersetzt. In der Betreuung in häuslicher Gemeinschaft heißt das: die Technologie begleitet, der Mensch betreut.
Soziale Roboter in der Betreuung in häuslicher Gemeinschaft
Für die SHD Seniorenhilfe Dortmund steht außer Frage, dass neue Technologien in der Pflege nicht pauschal abgelehnt werden dürfen. Aber sie müssen eingebettet sein in ein Gesamtkonzept, das die Würde des Einzelnen achtet. Soziale Roboter können Teilaspekte der Betreuung unterstützen – etwa bei der Tagesstrukturierung oder bei der Aktivierung in Phasen, in denen die Betreuungskraft sich zurückziehen muss. Doch der Kern der Betreuung, das Gespräch, das Mitfühlen, das Reagieren auf das, was nicht gesagt wird, bleibt unersetzbar. Gerade in der häuslichen Gemeinschaft, wo sich das Leben nicht in festen Abläufen, sondern in alltäglicher Individualität entfaltet, muss jede technische Lösung mit Maß, mit Rücksicht und mit menschlichem Feingefühl eingeführt werden.
Sinnvollen Platz für technologische Unterstützung finden
Die ethische Debatte ist dabei kein Hindernis, sondern eine Voraussetzung für den erfolgreichen Einsatz. Denn nur wenn Angehörige, Betreute und Betreuungskräfte sich mit dem Einsatz eines Roboters wohlfühlen, kann dieser überhaupt eine positive Wirkung entfalten. Dazu gehören Transparenz, Einwilligung, ein klarer Rahmen für Aufgaben und Grenzen. Die Frage ist nicht, ob Roboter in die häusliche Pflege gehören, sondern wie und warum. Wenn die Antwort lautet: um Menschen zu entlasten, Selbstbestimmung zu fördern und Sicherheit zu erhöhen, dann kann auch im Live-in-Modell ein sinnvoller Platz für technologische Unterstützung gefunden werden.
Am Ende bleibt der Mensch das Maß der Dinge. Ein sozialer Roboter kann informieren, erinnern, begleiten – aber er wird nie eine Hand ersetzen, die stützt, oder einen Blick, der Verständnis signalisiert. Die SHD Seniorenhilfe Dortmund steht für eine Pflege, die sich technologischen Möglichkeiten nicht verschließt, aber ihnen stets eine klare Grenze setzt: dort, wo Technik dem Menschen dient, nicht umgekehrt. In diesem Geist lässt sich die Betreuung in häuslicher Gemeinschaft weiterentwickeln – ethisch fundiert, zukunftsorientiert und im tiefsten Sinne menschlich.