Seniorengerechtes Wohnen ist die Grundlage für Sicherheit, Selbstständigkeit und eine gelingende Betreuung in häuslicher Gemeinschaft. Viele sinnvolle Maßnahmen lassen sich mit wenig Aufwand umsetzen. Wenn Wohnräume ohne große Umbauten an die Bedürfnisse im Alter angepasst werden können, erleichtert dies sowohl älteren Menschen als auch Betreuungspersonen den Alltag spürbar.
Von Stefan Lux, Geschäftsführer der SHD Seniorenhilfe Dortmund
Die Betreuung älterer Menschen in häuslicher Gemeinschaft verlangt mehr als Zeit, Empathie und pflegerische Kompetenz. Sie erfordert auch ein Wohnumfeld, das auf die besonderen Bedürfnisse im Alter Rücksicht nimmt – nicht nur im Sinne der Pflegeperson, sondern auch zum Schutz und Komfort der betreuten Person. Dabei müssen Umbauten keineswegs tief in die Bausubstanz eingreifen oder umfassende Renovierungen bedeuten. Vielmehr lassen sich viele Maßnahmen mit überschaubarem Aufwand umsetzen, um sowohl Sicherheit als auch Selbstständigkeit im Alltag zu fördern. Gerade bei der Betreuung in häuslicher Gemeinschaft spielen solche Maßnahmen eine doppelte Rolle: Sie erleichtern nicht nur das Leben der betreuten Person, sondern ermöglichen der Betreuungsperson, ihren Alltag effizienter, sicherer und mit weniger körperlicher Belastung zu gestalten.
Räumliche Orientierung und funktionale Struktur
Im Zentrum jeder Umrüstung für seniorengerechtes Wohnen steht zunächst die Frage nach Orientierung und klaren Bewegungsräumen. Ein seniorengerechtes Wohnumfeld zeichnet sich durch nachvollziehbare, freie Wege aus. Möbel sollten so angeordnet sein, dass Stolperfallen vermieden werden und Bewegung mit Rollator oder Gehhilfe möglich bleibt. Türen, Flure und Übergänge müssen ausreichend breit und frei zugänglich sein. Wo Türschwellen oder Übergänge zwischen Räumen vorhanden sind, können flache Rampen oder Schwellenkeile eine einfache Lösung bieten. Auch die Anordnung von alltäglichen Gegenständen spielt eine Rolle: Alles, was regelmäßig gebraucht wird, sollte in Hüft- bis Schulterhöhe zugänglich sein, um gefährliches Bücken oder Klettern zu vermeiden. So wird ein barrierearmer Raum geschaffen, der sowohl der betreuten Person als auch der Betreuungskraft Sicherheit im Umgang mit der Umgebung gibt.
Licht, Sicht und akustische Sicherheit
Eine der häufigsten Unfallursachen im Alter ist unzureichende Ausleuchtung. Dabei lässt sich mit einfachen Mitteln viel erreichen. Helle, blendfreie Lichtquellen, die Treppen, Flure und Übergänge gut ausleuchten, minimieren die Gefahr von Stürzen erheblich. Bewegungsmelder sorgen zusätzlich für Orientierung in der Nacht, etwa auf dem Weg zum Bad oder in die Küche. Auch die visuelle Erkennbarkeit von Schaltern, Griffen oder Türrahmen lässt sich durch kontrastreiche Farbgestaltung verbessern. Wer Einschränkungen im Hörvermögen hat, kann durch spezielle Türklingeln mit Lichtsignal oder vibrationsgestützte Wecker in seiner Selbstständigkeit gestärkt werden – eine Technologie, die auch der Betreuungsperson hilft, kritische Situationen rechtzeitig zu erkennen.
Badezimmer und Hygiene: Sicherheit im sensibelsten Raum
Das Badezimmer stellt häufig die größte Herausforderung für die häusliche Betreuung und seniorengerechtes Wohnen dar – gerade dann, wenn es nicht barrierefrei gestaltet wurde. Doch auch hier lassen sich wichtige Verbesserungen ohne aufwändige Umbauten umsetzen. Rutschfeste Matten in Dusche und Badewanne, mobile Duschhocker, stabile Haltegriffe neben WC und Waschbecken sowie erhöhte Toilettensitze können sowohl die pflegerische Tätigkeit erleichtern als auch das Risiko für Stürze erheblich senken. Die Betreuungskraft profitiert davon, dass sie rückenschonend unterstützen kann, während die betreute Person sich sicherer fühlt und teilweise selbstständig agieren kann – ein entscheidender Faktor für Würde und Autonomie im Alltag.
Technische Assistenzsysteme im Alltag für seniorengerechtes Wohnen
Mit der zunehmenden Digitalisierung sind auch technische Lösungen in den Alltag eingezogen, die besonders in der Betreuung älterer Menschen große Erleichterung bieten. Notrufsysteme mit einfacher Bedienung, smarte Sprachassistenten zur Licht- oder Temperatursteuerung und automatische Herdabschaltungen sind leicht installierbar und erhöhen die Sicherheit ohne große Eingriffe. Tür- und Fensterkontakte mit akustischem Signal, insbesondere im Schlafzimmer, schützen vor ungewolltem Verlassen des Hauses bei kognitiven Einschränkungen. Auch die Betreuungsperson profitiert von solchen digitalen Helfern, da sie frühzeitig gewarnt wird und ihren Fokus gezielter auf andere Aufgaben richten kann.
Gemeinsam nutzbare Räume mit Rückzugsmöglichkeiten
Ein weiterer Aspekt betrifft die Wohnstruktur selbst. Betreuung in häuslicher Gemeinschaft erfordert nicht nur funktionale Räume, sondern auch emotionale Ausgewogenheit. Ein seniorengerecht ausgestatteter Rückzugsraum für die betreute Person ist ebenso wichtig wie ein klar definierter Bereich für die Betreuungsperson. Beide benötigen Raum für Privatsphäre, selbst wenn sie den Alltag miteinander verbringen. Die Einrichtung sollte so gestaltet sein, dass Begegnung möglich, aber keine permanente Nähe erzwungen wird. Dieser Aspekt ist für ein langfristig tragfähiges Betreuungsverhältnis ebenso bedeutsam wie die Ausstattung mit technischen Hilfen oder Sicherheitsvorkehrungen.
Seniorengerechtes Wohnen: Betreuung erleichtern durch vorausschauende Gestaltung
Der Grundgedanke aller seniorengerechten Maßnahmen ist, Unabhängigkeit so lange wie möglich zu bewahren und zugleich Pflege zu erleichtern. Gerade bei der Betreuung in häuslicher Gemeinschaft, bei der die Betreuungsperson über weite Teile des Tages die einzige Ansprechperson ist, sorgt eine durchdachte Raumgestaltung für Entlastung und Effizienz. Sie reduziert Risiken, vereinfacht Handgriffe, verkürzt Wege und fördert die Selbstständigkeit der betreuten Person – ein Gewinn für beide Seiten.