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Pflegeheim oder Betreuung zu Hause? Warum sich die Betreuung in häuslicher Gemeinschaft lohnt!

Eine junge Frau unterstützt einen älteren Herren im Haushalt

Wenn ältere Menschen pflegebedürftig werden, stellen sich Familien oft eine schwierige Frage: Pflegeheim oder Betreuung zu Hause? Dabei gerät leicht aus dem Blick, dass es zwischen völliger Selbstständigkeit und stationärer Unterbringung eine wertvolle Möglichkeit gibt – die Betreuung in häuslicher Gemeinschaft. Sie bewahrt nicht nur die gewohnte Umgebung, sondern wirkt sich auch emotional und sozial positiv auf das Wohlbefinden älterer Menschen aus.

Von Stefan Lux, Geschäftsführer der SHD Seniorenhilfe Dortmund

In der gewohnten Umgebung alt zu werden, ist ein Wunsch, den viele Menschen teilen – und der sich bei Pflegebedürftigkeit nicht automatisch auflösen muss. Gerade dann, wenn die Kräfte nachlassen oder die Orientierung schwerer fällt, gewinnt das Vertraute an Bedeutung. Das eigene Zuhause ist dabei mehr als eine Adresse. Es ist ein Ort der Erinnerung, der Sicherheit und der gewachsenen Selbstverständlichkeit. Möbel, Fotos, Ausblicke erzählen Geschichten, die sich nicht mitnehmen lassen, wenn der Wohnraum plötzlich durch ein Pflegebett im Mehrbettzimmer ersetzt wird.

Die Betreuung in häuslicher Gemeinschaft schafft einen Rahmen, in dem dieses Zuhause erhalten bleiben kann und eine professionelle Begleitung möglich wird. Eine Betreuungsperson zieht für eine festgelegte Zeit in den Haushalt der pflegebedürftigen Person ein, gestaltet mit ihr den Alltag, ist präsent und ansprechbar. Dabei entsteht ein Miteinander, das weit über die reine Pflegeleistung hinausgeht. Es entwickelt sich Vertrauen, es entstehen Rituale und Gespräche, oft auch gemeinsames Lachen. Die betreute Person bleibt in ihrer Welt und wird nicht aus ihr herausgenommen.

Häusliche Betreuung ist ein wichtiger Schutzfaktor

Diese Kontinuität wirkt sich spürbar auf das seelische Gleichgewicht aus. Der Verlust der körperlichen Selbstständigkeit bedeutet nicht selten einen tiefen Einschnitt in das Selbstbild älterer Menschen. Wer dann zusätzlich aus seiner Wohnung, seinem Garten, seiner Nachbarschaft gerissen wird, verliert nicht nur gewohnte Abläufe, sondern auch ein Stück Identität. Die Betreuung im eigenen Zuhause hingegen ermöglicht, dass alltägliche Handlungen – vom Kaffee am vertrauten Platz bis zum Spaziergang auf bekannten Wegen – erhalten bleiben. Das stärkt nicht nur das Gefühl von Kontrolle, sondern gibt dem Leben Struktur und Sinn.

Auch in sozialer Hinsicht ist die häusliche Betreuung ein wichtiger Schutzfaktor. Viele Pflegeheimbewohner leiden unter Vereinsamung, selbst wenn Personal vorhanden ist. Zeit für echte Gespräche fehlt oft, und die Beziehungsebene bleibt funktional. In der häuslichen Gemeinschaftsbetreuung hingegen lebt die Betreuungsperson mit der pflegebedürftigen Person unter einem Dach. Das schafft Nähe, ermöglicht spontane Begegnungen und sorgt für ein Gefühl des Angenommenseins. Viele Senioren blühen unter dieser Form des täglichen Austauschs regelrecht auf – besonders dann, wenn sie zuvor allein gelebt haben.

Pflegeheim oder Betreuung zu Hause?

Dabei ist die emotionale Dimension nicht nur für die betreute Person selbst relevant, sondern auch für deren Angehörige. Wenn Eltern alt werden, beginnt für viele Kinder ein innerer Konflikt: Der Wunsch, bestmöglich zu unterstützen, trifft auf die eigene Lebensrealität mit Beruf, Familie und oft großer räumlicher Distanz. Die Entscheidung für ein Pflegeheim fällt dann manchmal aus pragmatischen Gründen. Doch nicht selten bleibt das Gefühl zurück, jemanden „abgegeben“ zu haben. Die Betreuung in häuslicher Gemeinschaft kann hier einen anderen Weg eröffnen. Sie ermöglicht Angehörigen, sich weiterhin aktiv einzubringen, sei es durch regelmäßige Besuche, durch gemeinsame Entscheidungen oder durch kleine Gesten der Wertschätzung gegenüber der Betreuungsperson. Das Gefühl, die Eltern oder Großeltern nicht allein zu lassen, sondern ihren Lebensweg weiterhin mitzugestalten, wirkt oft entlastend und verbindend.

Hinzu kommt, dass ein Pflegeheim nicht immer die Sicherheit und Zuwendung bieten kann, die sich viele erhoffen. Der Fachkräftemangel, die Arbeitsverdichtung im Pflegebereich und der hohe Kostendruck führen in vielen Einrichtungen dazu, dass die Betreuung in festen Abläufen stattfindet und individuelle Bedürfnisse zu kurz kommen. In der Betreuung in häuslicher Gemeinschaft hingegen kann der Tag flexibel auf die jeweilige Person abgestimmt werden. Diese Form von gelebter Individualität ist ein unschätzbarer Vorteil für Menschen, die zwar pflegebedürftig sind, aber ihre Persönlichkeit nicht aufgeben wollen.

Betreuungsperson steht für Nähe, Würde und Lebensqualität

Die gesellschaftliche Wahrnehmung hinkt dieser Realität jedoch oft noch hinterher. Pflegeheim gleich professionell – Zuhause gleich lückenhaft? Dieses Bild hat sich lange gehalten. Doch die Wirklichkeit hat sich verändert. Professionelle Agenturen, erfahrene Betreuungspersonen und bewährte Qualitätsstandards machen es heute möglich, Betreuung in häuslicher Gemeinschaft auf einem hohen Niveau umzusetzen – mit klaren Absprachen, rechtlicher Absicherung und verbindlicher Begleitung. Wer heute eine Betreuungsperson ins Haus holt, entscheidet sich nicht gegen Qualität, sondern für eine andere Form von Nähe, Würde und Lebensqualität.

Die Frage „Pflegeheim oder Betreuung zu Hause?“ nach dem richtigen Betreuungsmodell ist keine rein organisatorische. Sie betrifft die Lebensqualität, das Selbstbild und die emotionale Sicherheit eines Menschen. Das Pflegeheim kann in bestimmten Situationen sinnvoll oder notwendig sein – etwa bei schwerer Demenz, hochgradiger Pflegebedürftigkeit oder medizinisch-therapeutischem Versorgungsbedarf. Doch solange der Alltag mit Unterstützung gestaltbar bleibt, bietet die Betreuung in häuslicher Gemeinschaft nicht nur eine alltagstaugliche Lösung, sondern auch ein hohes Maß an Menschlichkeit. Sie bringt Nähe, wo sonst Distanz droht, und gibt Halt, wo das Leben sich verändert. Daher gilt: Wer sich heute für eine Betreuungsperson im eigenen Zuhause entscheidet, trifft keine Notlösung – sondern eine Entscheidung für Würde, Beziehung und Lebensfreude. Und für ein Zuhause, das seinen Namen behält.