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Pflege und Politik: Was die Parteien wollen

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Die Pflegepolitik zählt zu den drängendsten Herausforderungen der kommenden Jahre. Vor der Bundestagswahl 2025 präsentierten die Parteien unterschiedliche Konzepte zur Finanzierung, Organisation und Entlastung des Pflegesektors – jetzt wird sich zeigen, welche Ideen und Lösungen die neue Bundesregierung und die Opposition tatsächlich anstreben werden. Während einige auf eine Begrenzung der Eigenanteile setzen, schlagen andere digitale Lösungen oder eine Pflegevollversicherung vor. Inmitten dieser Debatte rund um Pflege und Politik rückt eine besondere Betreuungsform in den Fokus: die Betreuung in häuslicher Gemeinschaft. Dieses Modell bietet individuelle Lösungen für pflegebedürftige Menschen und entlastet Angehörige. Doch welche politischen Rahmenbedingungen sind nötig, um diese Form der Betreuung nachhaltig zu fördern?

Von Stefan Lux, Geschäftsführer der SHD Seniorenhilfe Dortmund

Die demografische Entwicklung in Deutschland führt zu einer stetig wachsenden Zahl pflegebedürftiger Menschen, was das Gesundheitssystem vor immense Herausforderungen stellt. Bereits jetzt sind Fachkräftemangel und steigende Pflegekosten zentrale Themen in der politischen Debatte. Vor der Bundestagswahl 2025 haben die Parteien unterschiedliche Strategien entwickelt, um diesen Problemen zu begegnen. Was später tatsächlich durch die neue Bundesregierung und gegebenenfalls auch durch die Ideen der Opposition umgesetzt wird beziehungsweise werden kann, muss sich erst noch zeigen.

Pflege und Politik: Was wollen die Parteien?

Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) setzt sich für eine Begrenzung der Eigenanteile bei stationärer Langzeitpflege auf maximal 1.000 Euro pro Monat ein. Dieses Konzept zielt darauf ab, die finanzielle Belastung der Pflegebedürftigen planbarer und überschaubarer zu gestalten, wodurch auch die häusliche Pflege gestärkt werden soll. Die Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU) und ihre Schwesterpartei, die Christlich-Soziale Union in Bayern (CSU), legen in ihrem Wahlprogramm den Fokus auf finanzielle und gesundheitliche Vorsorge. Sie betonen die Notwendigkeit einer nachhaltigen Finanzierung der Pflegeversicherung und schlagen vor, durch wirtschaftliches Wachstum die Beiträge stabil zu halten. Bündnis 90/Die Grünen planen eine Rückkehroffensive, um ehemalige Pflegekräfte wieder für den Beruf zu gewinnen. Zudem setzen sie sich für eine Entlastung der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung ein, indem versicherungsfremde Leistungen stärker steuerfinanziert werden sollen. Auch Privatversicherte sollen zur Finanzierung beitragen, um die Versorgung in unterversorgten Gebieten zu verbessern.

Die Alternative für Deutschland (AfD) betont die Bedeutung der häuslichen Pflege und möchte diese stärken. Sie sieht in der familiären Betreuung ein wichtiges Element der Pflegepolitik und fordert entsprechende Unterstützungsmaßnahmen. Die Partei Die Linke fordert die Abschaffung von Eigenanteilen in der Pflege und spricht sich gegen profitorientierte Pflegekonzerne aus. Sie setzt sich für eine Pflegevollversicherung ein, die alle Pflegekosten abdeckt, um die finanzielle Belastung der Pflegebedürftigen vollständig zu eliminieren. Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) fordert einen grundlegenden Kurswechsel in der Pflegepolitik. Sie lehnt die Renditeorientierung im Gesundheitswesen ab und setzt sich für eine Pflegevollversicherung ein, in die alle Bürger einzahlen. Zudem sollen Privatisierungen verhindert und Zusatzbeiträge abgeschafft werden.

Kontinuierliche Präsenz der Betreuungskraft ermöglicht eine individuelle und flexible Betreuung

Ein besonderes Augenmerk verdient die Betreuung in häuslicher Gemeinschaft, oft als „24-Stunden-Pflege“ bezeichnet. Dieses Modell sieht vor, dass Betreuungskräfte im Haushalt der pflegebedürftigen Person leben und sie im Alltag unterstützen. Die Aufgaben umfassen neben der hauswirtschaftlichen Versorgung auch die Unterstützung bei der Körperpflege und der Alltagsbewältigung. Die Betreuung in häuslicher Gemeinschaft kann spezifische Herausforderungen in der Pflege adressieren. Die kontinuierliche Präsenz der Betreuungskraft ermöglicht eine individuelle und flexible Betreuung, die sich an den Bedürfnissen der pflegebedürftigen Person orientiert. Dies fördert nicht nur das Wohlbefinden, sondern kann auch Krankenhausaufenthalte reduzieren. Zudem entlastet dieses Modell pflegende Angehörige, die oft an ihre Belastungsgrenzen stoßen.

Allerdings gibt es auch Herausforderungen im Kontext von Pflege und Politik, insbesondere hinsichtlich der rechtlichen Rahmenbedingungen und der Arbeitsbedingungen der Betreuungskräfte. Hier sind weiterhin klare Regelungen und Kontrollen notwendig, um Ausbeutung zu verhindern und die Qualität der Pflege sicherzustellen. Insgesamt zeigt sich, dass die Parteien unterschiedliche Schwerpunkte in ihren Pflegekonzepten setzen. Die Betreuung in häuslicher Gemeinschaft stellt dabei eine wichtige Säule dar, um den vielfältigen Anforderungen in der Pflege gerecht zu werden und individuelle Lösungen für Pflegebedürftige und ihre Familien zu bieten.