Je älter ein Mensch wird, desto weniger reibungslos funktioniert die Übertragung von wichtigen Signalen wie Durst, Hunger oder Sättigung. Auch Krankheiten können dazu führen, dass Senioren ihre eigenen natürlichen Bedürfnisse nicht mehr richtig wahrnehmen und beispielsweise gar kein Hungergefühl mehr spüren. Außerdem verändert sich mit dem Alter auch der Stoffwechsel, was weniger Appetit und manchmal auch Verdauungsprobleme zur Folge hat. Gerade im Alter oder während einer Krankheit ist die adäquate Versorgung mit Vitaminen und Nährstoffen jedoch existentiell für Wohlergehen und Gesundheit. Deshalb sollten von pflegenden Angehörigen und Pflegekräften alle Möglichkeiten genutzt werden, den Appetit von älteren Menschen wieder anzukurbeln.
Das Wichtigste im Überblick
Anorexie im Alter: Mit zunehmendem Alter lässt das Hunger- und Durstgefühl oft nach. Ursachen sind unter anderem sensorische Veränderungen, Krankheiten, Nebenwirkungen von Medikamenten und Verdauungsprobleme.
Gesundheitliche Folgen: Appetitlosigkeit führt häufig zu Unterernährung und Vitamin- sowie Mineralstoffmangel (z.B. B-Vitamine, Magnesium). Auch Dehydrierung ist ein Risiko, da das Durstempfinden nachlässt.
Erkrankungen als Ursache: Verschiedene Krankheiten, wie Magen-Darm-Probleme, Demenz, Depressionen oder neurologische Störungen, können den Appetit beeinflussen. Ärztliche Abklärung ist bei anhaltender Appetitlosigkeit wichtig.
Sterbefasten: Manche ältere Menschen entscheiden sich bewusst für den Verzicht auf Nahrung und Flüssigkeit, um den Sterbeprozess zu beschleunigen, oft als Reaktion auf schwere, unheilbare Krankheiten.
Appetitanregung: Tipps zur Verbesserung des Appetits bei Senioren umfassen kleinere, nährstoffreiche Mahlzeiten, Bewegung, abwechslungsreiche Speisen, ausreichend Flüssigkeit und eine ruhige Essatmosphäre.
Was sind die Gründe für Appetitlosigkeit bei alten Menschen?
Viele Senioren leiden unter Appetitlosigkeit, was zu Untergewicht und Unterernährung führen kann. Eine alterstypische Ursache für mangelnden Appetit im Alter ist, dass Hungergefühle, Sättigungsgefühle und Durstgefühle häufig nicht mehr als solche wahrgenommen werden. Zusätzlich riechen und schmecken ältere Menschen schlechter, was ihren Appetit mindert. Auch der Stoffwechsel verändert sich im fortgeschrittenen Alter. Es werden weniger Verdauungsenzyme und Verdauungssäfte bereitgestellt, weshalb Nahrung nicht mehr ausreichend weiterverarbeitet werden kann. Senioren mit Zahnprothesen im Mund könnten Probleme beim Kauen haben und aus diesem Grund die Nahrungsaufnahme verweigern. Nicht zuletzt fördern auch Unverträglichkeiten und die Nebenwirkungen einiger Medikamente die Appetitlosigkeit im Alter.
Der alternde Körper stellt häufig nur noch in vermindertem Maße Verdauungssäfte und Enzyme her, weshalb aufgenommene Lebensmittel nur noch schlecht genutzt und verarbeitet werden können. Nicht selten führt dies zu einem Vitaminmangel, der insbesondere B- und D-Vitamine sowie Folsäure betrifft. Auch die Versorgung mit Mineralstoffen wie Magnesium, Zink und Kalzium lässt nach. Zusätzlich zur Appetitlosigkeit stellt sich bei vielen Senioren ein Mangel an Durst ein. Ältere Menschen trinken dann zu wenig, weil sie seltener Durst empfinden oder sich vor Inkontinenz fürchten. Die verminderte Flüssigkeitsaufnahme kann vom trockenen Mund bis hin zu einer Dehydrierung führen.
Aber auch Erkrankungen können dazu führen, dass Senioren weniger Hunger verspüren. Eine anhaltende Appetitlosigkeit bei Pflegebedürftigen sollte deshalb immer vom Hausarzt abgeklärt werden, um beispielsweise eine Krankheit der Verdauungsorgane oder eine physische Krankheit von Magen und Darm, eine Allergie, eine Krebserkrankung oder eine Leberzirrhose frühzeitig diagnostizieren zu können. Süchte, Depressionen und andere psychische Erkrankungen sowie Stress können auch zu den Ursachen für eine anhaltende Appetitlosigkeit zählen. Dies gilt auch für neurologische Erkrankungen wie beispielsweise die Alzheimer-Krankheit oder andere Arten von Demenz, bei denen Betroffene das Essen und Trinken auch „vergessen“ können. Einige neurologische Krankheiten werden von Schluckstörungen begleitet, wie beispielsweise ALS (amyotrophe Lateralsklerose).
Anzeichen der Appetitlosigkeit richtig erkennen
Senioren äußern bei einer Appetitlosigkeit häufig ein vermindertes Hungergefühl. Sie geben Angehörigen zu verstehen, dass sie keinen Hunger oder Verlangen nach Essen haben. Es kann auch vorkommen, dass sie sich vor Essen ekeln oder ohne Angabe von Gründen die Nahrungsaufnahme verweigern. Bei einer anhaltenden Appetitlosigkeit dauert es in der Regel nicht lange, bis sich Folgesymptome zeigen. Appetitlose Senioren nehmen Gewicht ab, sind müde, haben wenig Energie und Kraft. Ein Nährstoffmangel macht sich bemerkbar. Es zeigen sich Verdauungsbeschwerden, Bauchschmerzen sowie gelegentlich auch Übelkeit und Erbrechen. In einigen Fällen werden Betroffene anfälliger für Krankheiten.
Sollten Symptome bei Pflegebedürftigen festgestellt werden, ist Wachsamkeit geboten. Da die richtige Ernährung extrem wichtig für die Gesundheit von älteren Menschen ist, sollten Untersuchungen durch einen Arzt erfolgen. Dies gilt insbesondere dann, wenn Essen ganz verweigert wird. Bei einer Nahrungsverweigerung müssen häufig aus gesundheitlichen Gründen schnell weitere Maßnahmen ergriffen werden.
Sterbefasten oder altersbedingte Appetitlosigkeit?
Beim Essen und Trinken geht es in der Regel nicht nur um die reine Nahrungsaufnahme, sondern häufig auch um gesellschaftliches und soziales Beisammensein zwischen Angehörigen und Freunden. Der Verzicht auf Speisen und Getränke fällt pflegenden Angehörigen in derartigen Situationen daher schnell auf und sollte abgeklärt werden.
Die Gründe für eine Nahrungsverweigerung können vielfältig sein. Es können psychische Erkrankungen, kognitive Veränderungen durch dementielle Erkrankungen zu den Ursachen gehören. Nahrung wird dann nicht als solche erkannt oder nicht als wichtig erachtet. Auch körperliche Beeinträchtigungen oder Probleme im Bereich des Mundes können an der Aufnahme von Speisen hindern. Im hohen Alter kommen verschiedene Krankheiten hinzu. Außerdem ist das Verlangen nach Essen herabgesetzt. Eine Anorexie, also Appetitlosigkeit, kommt in der älteren Gesellschaft häufig vor und mündet nicht selten in eine Unterernährung.
Es gibt aber auch eine Form des Hungerstreiks, bei dem ganz bewusst auf Nahrung verzichtet wird. Durch diesen Verzicht soll auf Missstände aufmerksam gemacht werden, um eine aktuelle Situation im Pflegeheim oder an einem anderen Aufenthaltsort zu verbessern. Eine weitere Form der Nahrungsverweigerung beinhaltet den freiwilligen und selbstbestimmten Verzicht auf Nahrung und Getränke von zurechnungsfähigen Patienten, um ihr Sterben zu beschleunigen. Hierdurch soll das eigene Leben vorzeitig beendet werden, um unerträgliche Leidenszustände früher zu beenden. Beim Sterbefasten werden keine todbringenden Medikamente eingenommen bzw. den Patienten verabreicht. Es wird auf Essen und Trinken verzichtet, was irgendwann zum Tod führt. Dadurch haben Patienten mehr Möglichkeiten, den Zeitpunkt ihres Sterbens zu beeinflussen bzw. selbst zu bestimmen. Sterbewillige Menschen leiden in den meisten Fällen an schweren Erkrankungen ohne Aussicht auf Besserung, weshalb sie sich für das Sterbefasten entscheiden.
Die Entscheidung für ein Sterbefasten ist individuell und autonom. Die Durchführung ist jedoch von Begleitung und Unterstützung durch Angehörige oder Betreuungskräfte abhängig. Zu Beginn des Sterbefastens wirkt sich der Entzug von Nahrung und Flüssigkeit nicht wesentlich aus. Im Verlauf des Prozesses wird der Körper aber immer schwächer, was eine Pflege erfordert. Sterbefasten wird jedoch nur bei geistig gesunden und zurechnungsfähigen Betroffenen akzeptiert. Bei Menschen mit Demenz oder anderen Erkrankungen muss davon ausgegangen werden, dass eine derart weitreichende Entscheidung gar nicht mehr getroffen werden „kann“. Ärztlicher Rat ist hierbei grundsätzlich zu empfehlen.
Tipps & Tricks, wie die Ernährung bei älteren Menschen angekurbelt werden kann
Eine ultimativ wirkungsvolle Methode, Senioren wieder zum vernünftigen Essen und Trinken zu bringen, gibt es nicht. Es kommt immer darauf an, warum die Ernährung verweigert oder vernachlässigt wird. Allerdings gibt es einige hilfreiche Tipps, die den Appetit steigern können.
- Mehrere Mahlzeiten & kleinere Portionen: Ältere und kranke Menschen können oft nicht mehr so viel Nahrung auf einmal zu sich nehmen. Es ist hilfreich, lieber mehrere kleinere und kalorienreichere Portionen anzubieten. Die Kalorien können beispielsweise durch etwas Butter, Honig, Sahne oder pflanzliche Öle erhöht werden, was auch geschmacklich von Vorteil sein kann.
- Mehr Bewegung und körperliche Aktivitäten: Bewegung regt den Appetit an, weshalb Spaziergänge an der frischen Luft oder Seniorensportarten dabei helfen können, das Hungergefühl zu steigern.
- Pausen zwischen den Mahlzeiten: Neben dem Anbieten von kleineren Portionen sollte darauf geachtet werden, dass zwischen den Mahlzeiten etwa vier bis sechs Stunden liegen. So lässt sich das Hungergefühl ein wenig trainieren.
- Abwechslungsreiche Speisen: Wenn jeden Tag die gleichen Lebensmittel verzehrt werden sollen, wird es schnell langweilig. Abwechslungsreiche Menüs steigern den Appetit und vermeiden Nährstoffmängel durch eine einseitige Ernährung.
- Einfaches Essen: Sofern Probleme mit fester Nahrung bestehen, können viele Lebensmittel auch zerkleinert, püriert oder als Brei zubereitet werden. Essen sollte nicht übermäßig anstrengend sein.
- Viel trinken! Zu jeder Mahlzeit sollte frisches Wasser gereicht werden. Eine ausreichende Versorgung mit Flüssigkeit ist wichtig für die Gesundheit.
- Gut würzen: Kräuter wie Pfefferminze, Petersilie oder Lorbeer können den Appetit anregen und die Verdauung erleichtern.
- Ernährung durchdenken: Bei Darmproblemen sollte auf eine ballaststoffhaltige Kost geachtet werden. Menschen mit Magersucht profitieren von Zink und anderen Nährstoffen. Eine Supplementierung sollte immer zielgerichtet erfolgen.
- In Ruhe essen: Nicht nur die Lebensmittelhygiene ist wichtig, sondern auch die Atmosphäre bei den Mahlzeiten. Beim Essen sollte es ruhig zugehen. Ablenkende Geräte wie Fernseher sollten ausgeschaltet werden.
Fazit
Viele ältere Menschen verlieren ihren Appetit. Es muss unbedingt nach der Ursache der Appetitlosigkeit gesucht werden, um ernsthafte Erkrankungen ausschließen zu können. Können sich Senioren zu Hause nicht mehr gut alleine versorgen, greifen sie viel zu schnell auf Fertiggerichte zurück oder verzichten einfach auf eine gesunde Ernährung. Sollte eine Anorexie nicht auf gesundheitlichen Problemen beruhen, gibt es viele Möglichkeiten, den Appetit wieder anzuregen. Eine wertvolle Unterstützung bietet hierbei die 24 Stunden Pflege: Die Pflegekräfte in der 24 Stunden Betreuung übernehmen auf Wunsch auch hauswirtschaftliche Aufgaben, beispielsweise den Einkauf und die Zubereitung aller Mahlzeiten. So kann eine abwechslungsreiche und gesunde Ernährung sowie Begleitung zu Spaziergängen oder Bewegungsangeboten sichergestellt werden.
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