Menschen mit demenziellen Erkrankungen verändern nicht selten ihr Verhalten. Sie können sich plötzlich über Kleinigkeiten aufregen, sich zurückziehen oder sogar reizbar reagieren. In einigen Fällen sind Demenzerkrankungen mit Verhaltensänderungen wie Wut oder Aggressivität verbunden. Es kann durchaus vorkommen, dass Erkrankte ihre Angehörigen und Freunde beleidigen oder sogar körperlich verletzen. Bekannt geworden ist dieses Phänomen insbesondere bei Menschen mit der Alzheimer-Krankheit. Betroffene wissen häufig nicht weiter und reagieren deshalb aggressiv, indem sie schreien, schimpfen oder mit Gegenständen werfen. Diese typischen Begleiterscheinungen einiger Demenzerkrankungen sind für Bezugspersonen und Angehörige besonders schwierig und herausfordernd.
Das Wichtigste im Überblick
- Aggressives Verhalten kann bei verschiedenen Demenzarten wie beispielsweise der Alzheimer-Krankheit vorkommen
- Aggressionen bei Demenz können verbale Angriffe, Wutausbrüche, Ablehnung und körperliche Gewalt beinhalten
- Frustration über den Verfall der kognitiven Fähigkeiten durch die Demenz und äußere Faktoren spielen eine entscheidende Rolle
- Auch Schmerzen und andere Erkrankungen können Aggressionen auslösen, weshalb regelmäßig Gesundheitschecks erfolgen sollten
- Auffälliges Verhalten kann auf eine beginnende Demenz hinweisen, muss es aber nicht
- Verhaltensauffälligkeiten können Angehörige durch das Etablieren von Routinen und Strukturen vorbeugen
- Die Ursachen für verbale oder körperliche Ausschreitungen sind vielfältig; haben aber oft mit Frust, Stress und Überforderung wegen der Demenz zu tun
- Im Umgang mit aggressiven Demenzkranken sollten Angehörige gelassen und geduldig agieren
- Wenn die Verhaltensweisen für Angehörige nicht mehr zumutbar sind, muss professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden
Wie äußern sich Aggressionen und Sturheit bei Demenz?
Scheinbar bösartiges und aggressives Verhalten von Menschen mit Demenz gehört zu den komplexen und oft missverstandenen Themen, das bei bis zu 50 % aller Demenzpatienten auftreten kann. Die Aggressionen beziehen sich nicht nur auf körperliche Gewalt, sondern beinhalten auch Wutausbrüche, ablehnendes Verhalten, verbale Angriffe und andere herausfordernde Verhaltensweisen. Zu den typischen Symptomen einer Demenzerkrankung gehören neben kognitiven Einschränkungen wie Orientierungslosigkeit, Vergesslichkeit oder Verlust von Alltagsfähigkeiten auch als aggressiv einzuschätzendes Verhalten, Unruhe, Rückzug, Störungen im Tag-Nacht-Rhythmus und mangelnde Impulskontrolle. Bei einigen Symptomen von Demenz spielt die Frustration über den kognitiven Leistungsverlust sowie verschiedene äußere Faktoren eine Rolle. Zum Beispiel kann eine veränderte Wohnumgebung, eine als unangemessen betrachteten Kommunikation oder störende Geräusche zu aggressivem Verhalten führen.
Insbesondere bei Menschen mit der Alzheimer-Krankheit können verschiedene Auslöser zu Aggressionen führen. Zu Beginn der Erkrankung geschieht dies häufig in alltäglichen Situationen, in denen Defizite wie etwa Sprachprobleme oder Vergesslichkeit wahrgenommen werden. Auch Zukunftsängste können Aggressionen fördern. Betroffene finden sich vielleicht in der eigenen Wohnung nicht mehr zurecht oder haben das Gefühl, gewohnte Abläufe nicht mehr zu verstehen. Sie bekommen im Pflegealltag das Gefühl, fremdbestimmt zu werden und entwickeln Ängste. In einem späteren Krankheitsstadium können sogar fremde Geräusche, Gesichter oder Stimmen sowie grelles Licht von Betroffenen als bedrohlich empfunden werden.
Anzeichen von Aggressionen bei Demenz
Sture oder aggressive Reaktionen bei Demenzpatienten können unterschiedlich ausfallen und variable Symptome umfassen. Es kann sein, dass diese Verhaltensauffälligkeiten plötzlich auftreten oder sich zunehmend in ihrer Häufigkeit und Ausprägung entwickeln. Zu den Anzeichen gehören folgende Verhaltensweisen:
- Verbale Verhaltensauffälligkeiten wie Fluchen, Schreien, Beleidigungen oder Drohungen gegenüber Pflegepersonen oder anderen Personen in der näheren Umgebung.
- Körperliche Ausschreitungen wie Treten, Schlagen, Stoßen oder Beißen; manchmal auch Werfen von Gegenständen.
- Störungen im Sozialverhalten wie plötzliche Unfreundlichkeit, ablehnendes Verhalten oder mangelnde Kooperationsbereitschaft.
- Stimmungsschwankungen und plötzliche Stimmungswechsel von ruhig und besonnen zu wütend und stur ohne einen erkennbaren Grund.
- Reizbarkeit und Unruhe, die sich durch ständige Unzufriedenheit oder Schwierigkeiten, sich zu entspannen und zu beruhigen, äußern.
- Paranoide Gedankengänge, Halluzinationen oder falsche Überzeugungen wie Vorwürfe des Diebstahls oder der Körperverletzung.
- Zerstörung von Eigentum durch das Beschädigen oder Zerbrechen von eigenen oder fremden Gegenständen durch Erkrankte.
- Ausgeprägte Halluzinationen wie etwa das Fühlen, Hören oder Sehen von Dingen, die real nicht vorhanden sind.
- Ausgeprägte Wahnvorstellungen wie etwa der Glaube von Betroffenen, bestohlen worden zu sein, obwohl dies mit der Realität nicht in Einklang gebracht werden kann.
Sind zunehmende Aggressionen im Alter Vorboten einer Demenz?
Es heißt oft, dass man mit dem Alter gelassener wird. Durch bittere Lebenserfahrungen können Menschen aber auch reizbarer und misstrauischer werden. Aggressives Verhalten deutet noch nicht automatisch auf eine beginnende Demenz hin. Veränderungen im Verhalten und Wechsel in der Persönlichkeit sind nicht nur verstörend und beängstigend, sondern können auch den Beginn einer Demenzerkrankung kennzeichnen. Auf der anderen Seite kann sich dahinter jedoch auch eine Depression verbergen, was ebenfalls häufig vorkommt und gut therapiert werden kann.
Aus diesen Gründen sollte so früh wie möglich eine fachärztliche Diagnose angestrebt werden. Viele Ursachen für den Verlust von Alltagsfähigkeiten, Vergesslichkeit, Konzentrationsschwierigkeiten und Veränderungen der Persönlichkeit könnten auch auf eine gut mit Medikamenten und Therapien behandelbare Erkrankung hinweisen. Sicher ist, dass die Angst vor einer Demenz bei Patienten zu psychischem Stress führt, der die Leistungsfähigkeit des Gehirns beeinträchtigt. Stress und Überforderung können auch ohne Demenz heftige Reaktionen auslösen.
Warum werden Menschen mit Demenz aggressiv?
Herausforderndes Verhalten von Menschen mit Demenz kann verschiedene Ursachen haben. Im Gegensatz zu anderen typischen Demenz-Symptomen wie Sprachprobleme oder Vergesslichkeit sind Wutausbrüche bei Patienten weniger eine Folge des krankheitsbedingten Abbaus im Gehirn. Beschimpfungen und Wutausbrüche sind eher ein Ausdruck von Hilflosigkeit und Verzweiflung, weil Alltagsaufgaben nicht mehr alleine bewältigt werden können. Betroffene sind beunruhigt, fühlen sich unverstanden oder sogar bedroht. In diesen Momenten wissen sie nicht weiter, was sich als Aggression und Wut entlädt.
Angehörige, Bekannte oder Pflegepersonen sollten in diesen Situationen Ruhe bewahren, auch wenn es ihnen schwerfällt. Dabei hilft das Wissen, dass demonstrierte Aggressionen bei Demenz nichts Persönliches sind, sondern ein Ausdruck der absoluten Überforderung. Sie sollten versuchen, Erkrankte zu beruhigen.
Vorbeugende Maßnahmen bei demenzkranken Angehörigen
Stures Verhalten und Aggressionen zeigen sich häufig unerwartet. Es gibt jedoch präventive Maßnahmen, um den Alltag zu strukturieren und Stress zu umgehen:
- Geregelter Tagesablauf: Demenzpatienten fühlen sich sicher, wenn sie genau wissen, was als Nächstes auf sie zukommt. Eine Strukturierung des Tages mit regelmäßigen Mahlzeiten, Einnahme von Medikamenten, Ruhezeiten und Aktivitäten verleiht Demenzerkrankten die notwendige Orientierung.
- Klare Kommunikation: Durch kognitive Verluste können Menschen mit Demenz komplexen Gesprächen nicht mehr folgen. Durch eine klare Kommunikation mit einfachen und kurzen Sätzen können Missverständnisse vermieden werden.
- Regelmäßige Gesundheitskontrolle: Zu aggressivem Verhalten von Erkrankten können auch gesundheitliche Probleme und Schmerzen führen, weshalb regelmäßige Checks beim Arzt erfolgen sollten.
- Vermeidung von belastenden Orten und Situationen: Viele Menschen, Lärm und grelles Licht können Demenzpatienten überfordern. Es ist sinnvoll, Hektik zu vermeiden und derartige Termine oder Besuche gut vorzubereiten.
- Information und Schulung von Angehörigen: Übernehmen Angehörige die Versorgung dementer Familienmitglieder, können sie in Pflegekursen lernen, wie mit Auffälligkeiten und schwierigem Verhalten umgegangen werden kann.
Tipps für pflegende Angehörige im Umgang mit aggressiven Demenzkranken
In stressigen Situationen hilft vor allem Einfühlungsvermögen, Gefühl und Geduld. Angehörige sollten behutsam herausfinden, was Auslöser für den Stress ist, damit die Ursache beseitigt werden kann. Es sollte auf jeden Fall vermieden werden, auch mit Wut oder Vorwürfen gegenüber Demenzerkrankten zu reagieren. Vernünftige und gut gemeinte Argumente helfen in derart aufgeladenen Situationen nicht weiter. Ganz im Gegenteil sollte ruhig und mit Verständnis reagiert werden. Schließlich brauchen Betroffene ihre Angehörigen, um sich von frustrierenden oder stressigen Situationen zu distanzieren. Eine sanfte Sprache mit beruhigenden Gesten kann dabei viel erreichen. In herausfordernden Situationen kann es auch hilfreich sein, die Aufmerksamkeit von Betroffenen auf etwas anderes, Interessantes und vor allem Positives zu lenken.
Pflegende Angehörige sollten zusammenfassend mit einem hohen Maß an Gelassenheit und Geduld auf aggressives Verhalten reagieren. Dennoch ist es wichtig, sich selbst nicht zu viel zuzumuten. Wenn es zu viel wird, sollte die Situation kurz verlassen werden, um durchzuatmen. Werden zunehmend die Grenzen des Erträglichen überschritten, sollten sich pflegende Angehörige nicht scheuen, Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Fazit
Wer Menschen mit Demenz betreut, sollte gut auf sich selbst achten. Gerade aggressive Vorfälle und Auffälligkeiten sind nie einfach für pflegende Angehörige, weil sie sich täglich um das kranke Familienmitglied kümmern. Setzen diese Situationen zu sehr zu, sollte Abstand gewonnen werden. Es hilft, sich mit anderen über Aggressivität und Belastungen auszutauschen; beispielsweise in Selbsthilfegruppen. Häufen sich die Ereignisse, muss das Gespräch mit den behandelnden Ärzten gesucht werden.
Pflegende Angehörige sollten dann, wenn sie an ihre Grenzen geraten, ihre Schlüsse daraus ziehen. Ständiger Stress gefährdet auch die Gesundheit von Familienmitgliedern. Wenn es nicht mehr geht, sollte professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden. Als Anbieter für die 24 Stunden Betreuung sind die Pflegekräfte der SHD Seniorenhilfe Dortmund den Umgang mit Demenzkranken gewohnt. Bis zu einem gewissen Grad ist eine häusliche Versorgung auch bei Sturheit und Aggressionen noch möglich. Durch den Einsatz von Pflegekräften können Angehörige entlastet werden. Die eingesetzte Betreuungskraft übernimmt Aufgaben im Haushalt, in der Grundpflege und im Alltag. Dadurch wird Familienmitgliedern eine große Last von den Schultern genommen.
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