Zu den Besonderheiten im höheren Lebensalter gehört, dass Senioren häufiger und andauernder krank sind als junge Menschen und dass sie oft gleichzeitig unter mehreren Erkrankungen leiden. Mit den Krankheiten gehen psychische Belastungen einher, die eine psychische Störung begünstigen können.
Darüber hinaus müssen Senioren mit verschiedenen Verlusten zurechtkommen. Die körperliche Gesundheit, aber auch die körperliche Attraktivität nehmen ebenso ab wie geistige und körperliche Fähigkeiten und Sinne. Manchmal kommt unerwartet eine schwere Erkrankung noch hinzu oder Ereignisse wie der Austritt aus dem Beruf oder der Tod von nahestehenden Menschen schlagen zusätzlich auf die Psyche. Nicht zuletzt fehlen im Alter oft Zukunftspläne und neue Ziele, was ganzheitlich betrachtet ebenfalls die Entwicklung von psychischen Beeinträchtigungen begünstigen kann.
Pflegende und nahestehende Personen in der unmittelbaren Umgebung bemerken oft als erste, dass Senioren sich anders verhalten. Sie sollten das Thema behutsam ansprechen und darauf hinweisen, dass ein Arztbesuch und medikamentöse bzw. psychotherapeutische Therapien mit guten Heilungschancen verbunden sind. Wichtig ist, Senioren mit psychischen Beeinträchtigungen ernstzunehmen.
Das Wichtigste im Überblick
- Häufige psychische Erkrankungen im Alter: Senioren leiden häufig unter Depressionen, Demenz, Angststörungen, Schlafstörungen und somatoformen Störungen; oft sind körperliche Symptome wie Schmerzen oder Schwindel Vorboten psychischer Probleme.
- Ursachen und Einflussfaktoren: Verluste (z. B. Partner, Gesundheit), fehlende Zukunftsperspektiven, soziale Isolation und multiple körperliche Erkrankungen erhöhen das Risiko psychischer Störungen.
- Herausforderungen bei der Diagnose: Altersbedingte kognitive Einschränkungen erschweren die Abgrenzung zwischen Depression und Demenz; spezielle Tests helfen bei der Differenzierung.
- Umgang mit Betroffenen: Geduld, Einfühlungsvermögen und die Förderung von Selbstständigkeit sind essenziell; ärztliche und therapeutische Unterstützung verbessert Heilungschancen.
- Selbstfürsorge für pflegende Angehörige: Pausen, soziale Kontakte, gesunde Ernährung und professionelle Unterstützung schützen die Gesundheit von Pflegepersonen und erhalten die Pflegequalität.
Häufige psychische Veränderungen bei älteren Menschen
Zu den häufigsten psychischen Erkrankungen im Alter gehören Depressionen und Demenz. Darüber hinaus treten oft Stimmungsschwankungen, Angst- und Schlafstörungen sowie leider auch der Missbrauch von Medikamenten und Alkohol auf. Schizophrene und wahnhafte Einflüsse oder Manien kommen hingegen bei Senioren seltener vor.
Depressionen bei Senioren
Die Symptome von Altersdepressionen sind dieselben wie im jungen Lebensalter. Gleiches gilt für die medikamentöse und psychotherapeutische Therapie. Durch Verluste im hohen Lebensalter steigt das Risiko für depressive Krankheitsbilder. Nach einem Verlust trauern ältere Menschen länger als die junge Generation. Durch körperliche Beschwerden wird häufig der Beginn der depressiven Verstimmung verschleiert. Betroffene klagen über Kopf- oder Rückenschmerzen, Schwindel oder Magen-Darm-Probleme, wobei sich die traurige Gemütslage dahinter verbirgt. Senioren sprechen ungern über psychische Symptome. Sie sagen nicht, dass sie traurig sind, sondern eher, dass sie sich müde fühlen. Sie neigen zur Bagatellisierung.
Worüber Senioren mit depressiven Störungen aber häufiger klagen, sind Konzentrationsstörungen und Probleme, sich zu erinnern. Diese Anzeichen könnten leicht zur Diagnose Demenz verleiten. Zur Abgrenzung beider Erkrankungen wurden durch Altersforscher spezielle Testverfahren entwickelt. Als Grund für eine depressive Verstimmung ausgeschlossen werden müssen andere Ursachen wie Diabetes, Schlaganfall, Parkinson Krankheit, Schilddrüsen-Unterfunktion oder Nebenwirkungen von Medikamenten.
Demenz bei Senioren
Bei einer demenziellen Erkrankung liegt ein Abbau von Hirnsubstanz zugrunde, weshalb sich die Fähigkeiten des Gedächtnisses wie Denken, Einschätzen, Urteilen, Konzentrieren oder Lernen vermindern. Zur häufigsten Demenzform gehört die Alzheimer-Krankheit. Eine vaskuläre Demenz tritt bei Durchblutungsstörungen im Gehirn auf. Ein frühes und häufiges Symptom für eine demenzielle Erkrankung ist Vergesslichkeit, die sich eher auf das Kurzzeitgedächtnis beschränkt, während das Langzeitgedächtnis noch gut arbeitet. Auch Ruhelosigkeit und Stimmungsschwankungen können auf eine demenzielle Erkrankung hinweisen.
Um eine Demenz diagnostizieren zu können, greifen Ärzte auf standardisierte Tests zurück. Zusätzlich werden bildgebende Untersuchungen vom Kopf des Patienten veranlasst, um Abweichungen am Gehirn erkennen zu können. Andere körperliche Erkrankungen werden zudem durch Bluttests und Körperuntersuchungen ausgeschlossen.
Eine Abgrenzung zu Demenzerkrankungen ist schwierig. Beide gehören zu den psychischen Erkrankungen, die durch die geriatrische Depressionsskala eingeschätzt werden. Für eine depressive Erkrankung spricht, wenn bereits depressive Phasen im Leben vorhanden waren. Auch dann, wenn kognitive Fähigkeiten wie Sprache, Denken oder Orientierung nicht deutlich eingeschränkt sind, aber dennoch Defizite auftreten, liegt eine Depression nahe. Für eine Demenz spricht eher, wenn unübersehbare kognitive Einschränkungen vorliegen, die von Senioren überspielt werden. Betroffene weichen dabei Fragen aus oder wechseln das Thema.
Bei unklarer Diagnose wird häufig eine Therapie mit Antidepressiva eingeleitet. Sollten sich dadurch Beschwerden wie Niedergeschlagenheit oder kognitive Defizite verbessern, weist dies auf eine Depression hin. Allerdings sollte bedacht werden, dass Depressionen und Demenz auch gemeinsam auftreten können. Eine Psychotherapie kann in vielen Fällen hilfreich sein.
Ursachen psychischer Veränderungen im Alter
Ältere Menschen erleben den Alltag anders als in jungen Jahren. Die Abwandlungen der Psyche sind unterschiedlich, aber durch drei Faktoren charakterisiert:
- Die Ausschläge zwischen glücklich und betrübt, also entgegengesetzte emotionale Verfassungen, werden kleiner.
- Persönlichkeitsmerkmale und Charaktereigenschaften, die bereits in jüngeren Jahren zur Persönlichkeit gehörten, verstärken sich.
- Offenes Verhalten nimmt ab, während introvertiertes und zögerndes Verhalten zunimmt.
Diese Veränderungen bei Senioren werden häufig verzerrt wahrgenommen und für einen altersbedingten Abbau in Richtung Unzufriedenheit, Traurigkeit oder Depressionen gehalten. Es ist richtig, dass die Zufriedenheit in einigen Bereichen wie Sexualität, Gesundheit und Aussehen mit zunehmendem Alter abnimmt. Dafür nimmt sie aber in anderen Bereichen wie Finanzen oder Wohnen andererseits zu. Insgesamt kann die Zufriedenheit mit dem eigenen Leben bis ins hohe Alter konstant bleiben. Wichtig für ein zufriedenes Leben ist die Stabilität von persönlichen und sozialen Ressourcen. Dagegen bedrohen fehlende feste Partnerschaften, Arbeitslosigkeit, geringe Einkünfte oder schwierige Persönlichkeitsmerkmale diese Zufriedenheit. Es kommt demnach auf viele individuelle Faktoren an, wie es im Alter um die Zufriedenheit mit dem eigenen Leben bestellt ist.
Wie erkennen Angehörige psychische Veränderungen?
Angehörige können durch verschiedene Anzeichen darauf hingewiesen werden, dass sich ein Familienmitglied verändert. Oft kommt es vor, dass sich Betroffene weniger als bisher um ihr Aussehen kümmern. Sie sehen müde aus oder vernachlässigen ihre Körperpflege. Auch bei einer starken Gewichtszunahme oder Gewichtsabnahme sollte die Ursache durch ein behutsames Gespräch in Erfahrung gebracht werden.
Menschen mit psychischen Problemen haben auch Konzentrationsprobleme, vergessen Termine, machen Fehler oder tun sich schwer, Entscheidungen zu fällen. Aus diesen Gründen wird vermehrt zu Koffein, Tabak oder sogar Beruhigungsmitteln und Alkohol gegriffen. Zunehmend zweifeln Betroffene an ihren Fähigkeiten, was sie reizbar, weinerlich oder aggressiv machen kann. Nicht selten kommt es zu Streitigkeiten und der Humor kommt zu kurz. Gesundheitlich können sich psychische Probleme auch durch Kopfschmerzen oder Magenprobleme äußern. Um sich von den psychischen Einflüssen abzulenken, arbeiten viele Betroffene besonders viel oder – im Gegenteil – gar nicht mehr.
Leider scheuen sich Senioren regelmäßig davor, wegen psychischer Schwierigkeiten einen Arzt aufzusuchen. Sie wiegen psychischen Krankheiten weniger Bedeutung zu als körperlichen. Das führt dazu, dass psychische Störungen im Alter deutlich seltener erkannt, diagnostiziert und therapiert werden. Deshalb sind auch Diagnosen erschwert, sodass Altersforscher stetig neue Tests entwickeln, um die Grenzen zwischen altersbedingten Erscheinungen und psychischen Erkrankungen zu erkennen.
Umgang mit psychischen Veränderungen bei Pflegebedürftigen
Psychische Störungen im Alter sollten von Familienmitgliedern, Verwandten und Freunden nicht als Willensschwäche oder Verrücktheit betrachtet, sondern als Erkrankung akzeptiert werden. Vorwürfe helfen nicht, sondern können die mentale Lage noch verschlechtern. Es ist sinnvoller, Betroffene dabei zu unterstützen, wieder in Harmonie zu kommen. Zu beachten ist dabei, dass auch die nett gemeinte Hilfe zu viel sein kann. Um die Selbstständigkeit zu erhalten und zu fördern, sollten so viele Aufgaben wie möglich von Senioren selbst bewältigt werden.
Wissen Kinder oder Enkel nicht, wie sie mit psychischen Veränderungen bei älteren Familienmitgliedern umgehen können, kann auch der Hausarzt helfen. Ärzte kennen ältere Betroffene häufig schon lange und können die Situation richtig einschätzen. Aber auch pflegende Familienmitglieder dürfen rund um die Sorge um einen Älteren nicht sich selbst vergessen. Wenn die Situation zu Hause Überforderung auslöst, sollte Hilfe bei Freunden oder auch bei einem Arzt gesucht werden.
Selbstfürsorge für pflegende Angehörige
Pflegende Angehörige bilden das Rückgrat der deutschen Gesundheitsversorgung und werden nicht umsonst „größter Pflegedienst des Landes“ genannt. Sie sind in ihrem Pflegealltag physisch und emotional enorm hohem Stress ausgesetzt. Oft sind sie permanent in Bereitschaft, um sich um die Bedürfnisse ihrer Familienmitglieder zu kümmern. Das führt dazu, dass die eigene Gesundheit in den Hintergrund rücken kann. Es wird zum Schutz der Gesundheit empfohlen, Selbstfürsorge in den Pflegealltag zu integrieren. Es ist wichtig, einen besonderen Fokus auf eigene Bedürfnisse zu legen. Dies dient nicht nur dem eigenen Wohlbefinden, sondern auch der Pflegequalität.
Pflegende Familienmitglieder sollten bewusst Pausen einplanen, um für geistige und körperliche Erholung zu sorgen. Diese Pausen sollten nicht nur kurze Unterbrechungen der Versorgung darstellen, sondern Zeit für Erholung und Selbstreflexion bieten. Hierzu bietet sich beispielsweise ein kurzer Spaziergang an, bei dem der Stress abgeschüttelt werden kann. Außerdem sollte das Bewusstsein vorherrschen, dass es völlig in Ordnung ist, um Hilfe zu bitten. Freunde, Verwandte oder auch Pflegedienste können den Druck reduzieren und entlasten. Die Inanspruchnahme von Hilfe ist nicht mit Kapitulation gleichzusetzen. Ganz im Gegenteil ist Unterstützung in der Pflege ein kluger Schachzug, um die eigene Gesundheit und die von Pflegebedürftigen zu schützen. Pflegende brauchen viel Energie, weshalb sie auf eine ausgewogene Ernährung achten sollten. Darüber hinaus hilft regelmäßige Bewegung beim Stressabbau.
Um sich vom harten Pflegealltag erholen zu können, sollten pflegende Familienmitglieder ausreichend lang und vor allem gut schlafen. Die ständig anwesenden Sorgen und Belastungen führen schnell zu Schlafstörungen, die eine Regeneration gefährden. Andauernde Schlafstörungen sollten nicht ignoriert, sondern mit dem Arzt erörtert und von ihm therapiert werden. Auch gegen diese Störungen kommt eine Psychotherapie in Betracht. Nicht zuletzt gehören Hobbys und soziale Kontakte zu den wichtigen Bestandteilen der Selbstfürsorge.
Vernachlässigen Pflegende kontinuierlich ihre eigenen Bedürfnisse, wirkt sich das nicht nur negativ auf ihre mentale und physische Gesundheit aus. Darüber hinaus kann auch die Pflegequalität in Mitleidenschaft gezogen werden, da nur gesunde und ausgeglichene Familienmitglieder in der Lage sind, den Anforderungen der Pflege gerecht zu werden.
Fazit – psychische Veränderungen im Alter verstehen
Der Großteil aller Senioren ist mit dem Leben zufrieden, auch wenn gesundheitliche Einschränkungen verbreitet sind. Viele ältere Menschen können Funktionseinschränkungen und Erkrankungen gut kompensieren, sodass die Lebenszufriedenheit kaum darunter leidet. Diese Zufriedenheit nimmt aber ab dem Grad ab, an dem alltägliche Tätigkeiten nicht mehr alleine verrichtet werden können. Es ist also nicht einfach, „alterstypische“ von „krankheitsbedingten“ Veränderungen zu unterscheiden. Dies, zumal sich psychische Erkrankungen bei älteren Menschen anders äußern können als bei jungen Menschen. Außerdem können im Alter auftretende kognitive Einschränkungen eine Diagnostik zusätzlich erschweren.
Diagnostiziert werden bei Senioren insbesondere Depressionen, Angststörungen, Belastungs- und somatoforme Störungen. Viele psychische Störungen können als Folge von Lebenskrisen wie Partnerverlust oder Krankheit auftreten und sind mit depressiven Symptomen, Angstzuständen sowie sozialem Rückzug verbunden. Bei somatoformen Störungen treten körperliche Beschwerden wie Schmerzen, Verdauungsprobleme oder Schwindel auf, für die aber keine Ursache gefunden werden kann.
Für pflegende Angehörige ist es nicht leicht, wenn sich Familienmitglieder im Alter psychisch verändern. Die Senioren können sich uneinsichtig präsentieren oder mit Gehässigkeit und Aggressivität reagieren. Es ist wichtig, möglichst früh auf derartige Anzeichen zu achten, da sie auch auf Erkrankungen wie Altersdepressionen oder Demenz hinweisen können. Bei älteren Menschen entwickelt sich die Persönlichkeit oft in sehr unterschiedliche Richtungen, was für die Familie verwirrend sein kann. Dennoch sollte mit Patienten geduldig und einfühlsam umgegangen werden. Nicht immer ist es Altersstarrsinn, wenn Senioren schimpfen oder stur agieren. Es kann auch eine ernsthafte psychische oder körperliche Erkrankung hinter den Wesensveränderungen stecken, die einer ärztlichen Behandlung bedarf.
Angehörige sollten auch um derselben Willen in derartigen Situationen Hilfe und Unterstützung suchen. Mit einer 24 Stunden Betreuung erfahren Angehörige Entlastung in den Bereichen Hauswirtschaft, Grundpflege und Alltag. Erfahren Sie jetzt mehr über die Vorteile des alternativen Betreuungskonzepts und besuchen Sie das Team der SHD Seniorenhilfe Dortmund ganz einfach online!