Exakte Statistiken zur Häufigkeit von Stürzen in Deutschland gibt es nicht. Ärzte und Experten vom Bundesgesundheitsministerium gehen davon aus, dass mindestens 30 % aller im eigenen Haushalt lebenden Senioren mindestens ein Mal im Jahr stürzen. Bei den Hochbetagten über 80 Jahre sind es sogar über 40 %. Die Gefahr von Stürzen bei Bewohnern in Pflegeheimen ist besonders hoch; hier erleben mehr als die Hälfte jährlich mindestens einen Sturz oder Unfall. Viele ältere Menschen bleiben nach einem Sturz unversehrt oder ziehen sich nur leichte Verletzungen zu. Andere haben weniger Glück und erleiden einen Oberschenkelhalsbruch. Der mit „OSH Fraktur“ abgekürzte Oberschenkelhalsbruch wird auch Bruch des Schenkelhalses oder Schenkelhalsfraktur genannt und gehört zu den weit verbreiteten Frakturen bei älteren Menschen.
Bemerkbar macht sich ein Oberschenkelhalsbruch in der Regel durch Symptome wie Schmerzen in der Hüfte und eine erkennbare Fehlstellung des betroffenen Beins. Wie ein Oberschenkelhalsbruch behandelt wird, entscheiden Ärzte je nach Risikoprofil von Patienten. Oft erfolgt eine OHG Therapie operativ. Dank der modernen Medizin können Patienten heute häufig einen schnellen und komplikationslosen Heilungsprozess durchlaufen, sofern nach dem Sturz oder Unfall schnell medizinische Hilfe in Anspruch genommen wird. Im Idealfall werden im Alter jedoch Präventionsmaßnahmen getroffen, damit es im Alter gar nicht erst zu einem derartigen Knochenbruch kommt.
Das Wichtigste im Überblick
- Oberschenkelhalsbrüche gehören zu den Brüchen, die im Alter häufiger auftreten, da sie oft durch Unfälle und Stürze ausgelöst werden
- Zu den Symptomen eines Oberschenkelhalsbruchs gehören Schmerzen, Blutergüsse, Schwellungen, Einschränkungen in der Beweglichkeit, Drehfehler und Beinverkürzungen
- Zu den Risikofaktoren gehören Diabetes, Osteoporose, Parkinson und Demenz
- Diagnostiziert werden Oberschenkelhalsbrüche durch bildgebende Verfahren, während die Behandlung sowohl operativ in der Unfallchirurgie als auch konservativ sein kann, was von unterschiedlichen Faktoren abhängt
- Im Durchschnitt dauert die Rehabilitation nach einem Oberschenkelhalsbruch etwa sechs Monate, sofern physiotherapeutische Unterstützung geleistet wird
Oberschenkelhalsbruch im Alter: Definition
Ein Oberschenkelhalsbruch ist eine Fraktur des Oberschenkelhalses. Der Oberschenkelhals verbindet den Femur genannten langen Oberschenkelknochen mit dem Hüftgelenk. Oberschenkelhalsbrüche kommen oft nach Stürzen auf die Hüfte oder die Seite vor. Oft erleiden ältere Menschen einen OSH Bruch, weil ihre Knochen poröser oder brüchiger sind. Beim Oberschenkelhalsbruch bricht der Oberschenkelkopf vom Oberschenkelhals ab.
Unterschieden wird eine Schenkelhalsfraktur in verschiedene Arten, die den Ort der Fraktur genau bezeichnen. Der mediale oder subcapitale OSH Bruch befindet sich nah am Hüftkopf. Beim medialen oder transzervikalen Bruch befindet sich die Bruchstelle in der Mitte, während sich die laterale Fraktur näher am Oberschenkelschaft befindet. Der mediale Oberschenkelhalsbruch kommt am häufigsten vor.
Warum sind viele ältere Menschen von einem OSH Bruch betroffen?
Oberschenkelhalsbrüche geschehen fast immer durch einen Sturz oder Unfall. Insbesondere ältere Menschen ab dem 65. Lebensjahr haben aus folgenden Gründen ein hohes Risiko für eine solche Fraktur:
- nachlassende Sehkraft
- abnehmende Muskelmasse
- Koordinationsprobleme
- Gangunsicherheiten
- Sturzneigung
Darüber hinaus erhöhen Vorerkrankungen wie Schlaganfälle, Parkinson, Demenz oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Alkoholkonsum die Gefahr von Stürzen. Auch bestimmte Medikamente wie Beruhigungsmittel, Blutdrucksenker und Wassertabletten (Diuretika) können die Sturzneigung als Ursache von OSH Brüchen verstärken.
Ältere Menschen, die über wenig Muskelmasse und ein geringes Gewicht verfügen und zusätzlich noch rauchen, haben bei Stürzen ein höheres Verletzungsrisiko, da ihre Knochensubstanz schwach ist. Spontane OSH Frakturen können auch ohne Sturz als Ursache auftreten, wenn Patienten unter Erkrankungen wie einer starken Osteoporose oder einer Krebserkrankung mit Metastasen in den Knochen leiden. Doppelt so häufig sind Frauen von einem Oberschenkelhalsbruch betroffen. Dies hängt mit der bei vielen Frauen während der Menopause entstehenden Osteoporose zusammen, die auf einen Östrogenmangel zurückzuführen ist.
Welche Spätfolgen kann ein Oberschenkelhalsbruch im Alter haben?
Komplikationen nach einem Oberschenkelhalsbruch können bereits in der Heilungsphase auftreten, die zum Großteil durch die damit verbundene Immobilität entstehen können. Durch das lange Liegen, die Schonhaltung und falsche Belastung kann es zu Problemen wie Dekubitus, Thrombosen, Lungenembolie und Muskelschwund kommen. Zusätzlich kann es zu asymmetrischen Beinlängen durch eine leichte Verkürzung des betroffenen Beins nach einer operativen Stabilisierung des Oberschenkelhalses kommen. Ein Oberschenkelhalsbruch begünstigt Hüftarthrosen.
Oberschenkelhalsbruch im Alter: vorbeugende Maßnahmen
Bei älteren Menschen konzentrieren sich Präventionsmaßnahmen vor Oberschenkelhalsfrakturen auf das Senken von Sturzrisiken und das Fördern gesunder Knochen. Das Risiko von Stürzen kann beispielsweise durch Geh- oder Gleichgewichtstraining und das Entfernen von Stolperfallen und Hindernissen erfolgen. Schon durch kleine Maßnahmen der Wohnraumanpassung wie das Entfernen von Teppichbrücken und Installieren rutschfester Böden oder das Anbringen von Lampen für eine gute Beleuchtung können Stürze verhindert werden. Zur Sturzprävention gehören auch regelmäßige Augenuntersuchungen, damit Sehprobleme und andere Erkrankungen frühzeitig diagnostiziert und therapiert werden.
Die Knochengesundheit lässt sich durch eine ausgewogene Ernährung fördern. Insbesondere auf ausreichend Kalzium und Vitamin D sollte dabei geachtet werden. Ist eine Aufnahme der notwendigen Nährstoffe durch die Nahrung nicht möglich, könnten Nahrungsergänzungsmittel oder sogar Medikamente gegen Osteoporose helfen, die Knochengesundheit zu fördern. Die Knochendichte kann durch regelmäßiges Krafttraining erhalten werden. Regelmäßige Bewegung hilft generell bei der Stärkung von Muskulatur und Knochen, was die Gangsicherheit verbessert. Zur gezielten Vorbeugung von Oberschenkelhalsbrüchen bei Risikopatienten hält der Fachhandel auch Hüftprotektoren bereit. Hierbei handelt es sich um Hosen, in die Protektoren eingearbeitet oder eingeführt werden. Diese Protektoren reduzieren die Krafteinwirkung auf die Hüfte bei einem Sturz.
Essenziell zur Verringerung des Sturzrisikos und damit auch eines OSH Bruchs ist die optimale Einstellung bei Grunderkrankungen. Hierfür sollten Werte wie Knochendichte, Blutdruck oder Sehstärke und Medikamentenpläne regelmäßig kontrolliert werden.
Schenkelfraktur im Alter: Wie läuft die Diagnose ab?
Patienten bemerken einen Oberschenkelhalsbruch in der Regel durch Symptome wie starke Schmerzen im Bereich des Oberschenkels, der nach einem Trauma bzw. Sturz auch geschwollen oder mit einem Bluterguss versehen sein kann. Das Bein lässt sich – wenn überhaupt – nur noch mit starken Schmerzen bewegen. Oft wirkt das Bein kürzer oder verdreht. Diese Anzeichen sollten dazu führen, so schnell wie möglich ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Ärzte diagnostizieren die Verletzung durch Röntgen der Oberschenkelknochen oder andere bildgebende Untersuchungen. Sobald eine Fraktur bestätigt werden kann, müssen die behandelnden Ärzte über die Behandlungsoptionen entscheiden. Es kommt auf die Höhe des Bruchwinkels am Knochen an, ob innerhalb der nächsten Stunden oder Tage operiert werden muss.
Wie wird ein OSH Bruch im Alter behandelt?
Nach einem Sturz oder Unfall mit Verdacht auf Oberschenkelhalsbruch sollten sich Betroffene nach Möglichkeit nicht bewegen, sondern den Notarzt rufen. Dieser kann eine fachgerechte Lagerung mit möglichst wenig Schmerzen sicherstellen. Pflegende Angehörige mit Betreuungsvollmacht sollten informiert werden. Die behandelnden Ärzte sollten Informationen über den Unfallhergang, Vorerkrankungen und Medikamente erhalten.
Im Krankenhaus wird über die Therapie entschieden. Oft erfolgt eine Operation der Fraktur. Bei jungen Menschen werden die Knochen mit Nägeln oder Schrauben wieder verbunden, um eine Hüftgelenk-Prothese zu vermeiden. Gleiches gilt für sehr alte, schwer kranke und bettlägerige Patienten, da die Dauer der Operation bei diesem Verfahren kürzer ist und die Knochenbelastung in der Zukunft als geringer eingeschätzt wird. In diesen Fällen soll die OP den Bruch stabilisieren, Schmerzen nehmen und für eine baldige Entlassung aus dem Krankenhaus sorgen.
Bei gehfähigen Senioren wird in der Regel eine Gelenkprothese angestrebt, um eine schnelle Mobilisierung zu gewährleisten. Für die OSH Operation mit Hüftgelenksprothese werden verschiedene Verfahren angeboten, über die die Ärzte informieren können.
Seltener wird eine Oberschenkelhalsfraktur ohne Operation behandelt. Für diese Therapie entscheiden sich Ärzte, wenn die Chancen für das Überleben einer Operation gering sind oder ein Eingriff abgelehnt wird. In diesen Fällen wird für mindestens fünf Wochen eine Ruhigstellung verordnet, was mit einer Schmerztherapie kombiniert wird. Bis Betroffene wieder richtig mobil sind, können mehrere Monate vergehen.
Die Behandlung einer Oberschenkelhalsfraktur im fortgeschrittenen Alter kann also sowohl operativ als auch konservativ erfolgen.
Wie sind die Heilungschancen im Alter nach einem OSH Bruch?
Die Heilungschancen einer Oberschenkelhalsfraktur im Alter hängen vom Gesundheitszustand und von der Behandlungsmethode ab. Ziel einer operativen Therapie ist die schnellstmögliche Mobilisierung zur Vermeidung von Bettlägerigkeit. Nach der OP werden Patienten innerhalb von 24 Stunden mobilisiert, was sich positiv in der Langzeitprognose bemerkbar machen soll. Der stationäre Aufenthalt im Krankenhaus dauert durchschnittlich zwei Wochen. Im Anschluss daran wird Senioren häufig eine stationäre Rehabilitation empfohlen, um den körperlichen Bestzustand wieder herzustellen. Hierzu gehört auch die Arbeit mit einem Physiotherapeuten, um durch verschiedene Übungen die Muskulatur zu stärken und die Beweglichkeit wieder herzustellen.
Die Heilungsdauer hängt ebenfalls von Faktoren wie dem Alter, den Vorerkrankungen sowie der Mitarbeit von Betroffenen ab. Bei einem optimalen Therapieverlauf wird in vielen Fällen nach einigen Wochen der Ausgangszustand wieder erreicht. Durch regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen soll das Langzeitergebnis überprüft und bei Bedarf optimiert werden. Letztendlich kommt es auf das Alter, potenzielle Vorerkrankungen und die Knochenstruktur an, wie lange die Heilung eines Oberschenkelhalsbruchs dauert. Bei Menschen unter 65 Jahren geht man von einem Zeitraum zwischen vier bis sechs Monaten aus. Bei Senioren und bei bettlägerigen Pflegebedürftigen kann die Heilung bis über ein Jahr in Anspruch nehmen.
OSH Bruch im Alter: Anspruch auf Pflegegrad
Senioren mit einem Oberschenkelhalsbruch benötigen Hilfe und Unterstützung, weshalb sich die Frage nach einem Pflegegrad stellt. Die Bewilligung eines Pflegegrades von der Pflegeversicherung hängt jedoch vom Einzelfall ab. Generell bekommen Antragsteller nur einen Pflegegrad, wenn sie dauerhaft – mindestens über sechs Monate – pflegebedürftig sind. Bei einem unkomplizierten Heilungsverlauf des OSH Bruchs mit vollständiger Wiederherstellung und Leistungsfähigkeit besteht selten ein Anspruch auf einen Pflegegrad. Entscheidend ist also, ob Betroffene länger als sechs Monate Hilfe und Unterstützung im Alltag benötigen. Intensität und Umfang der Pflegebedürftigkeit bestimmen dann die Eingruppierung in einen der fünf Pflegegrade.
Um Leistungen aus der Pflegeversicherung erhalten zu können, muss zunächst ein Antrag bei der zuständigen Pflegekasse gestellt werden. In dringenden Fällen wie etwa bei einem Klinikaufenthalt kann ein Eilantrag gestellt werden. Nach der Antragstellung leitet die Pflegekasse die Pflegebegutachtung ein. Ein Gutachter des MD medizinischen Dienstes oder von Medicproof bei Privatversicherten beurteilt dann bei einem Hausbesuch die noch vorhandene Alltagskompetenz und den Umfang des Pflegebedarfs. Dabei werden Kriterien wie Mobilität, Ernährung oder Körperpflege berücksichtigt.
Nach einem positiven Bescheid haben Pflegebedürftige Anspruch auf Pflegeleistungen. Dies gilt rückwirkend ab Antragstellung. Eine Einstufung in einen Pflegegrad erfolgt also auch nach einem Oberschenkelhalsbruch nicht automatisch, sondern nur mittels Antragsverfahren. Bei dauerhaften Einschränkungen kann jedoch davon ausgegangen werden, dass ein Pflegegrad bewilligt wird, um die notwendige Pflege und Versorgung im Alltag zu gewährleisten.
Welche Pflegehilfsmittel könnten nach einem OSH Bruch im Alter nützlich sein?
Nach einer OSH Fraktur können unterschiedliche Hilfsmittel für mehr Sicherheit, Mobilität und Genesung eingesetzt werden:
- Gehstock, Unterarmgehstütze, Gehhilfe: erleichtern das Gehen und nehmen Gewicht vom betroffenen Bein
- Rollstuhl: für längere Strecken oder bei eingeschränkter Gehfähigkeit in der frühen Genesungsphase
- Rollator, Gehgestell: für zusätzliche Stabilität bei der fortschreitenden Wiederherstellung der Gehfähigkeit
- Toilettensitzerhöhung, Toilettenstuhl: erleichtert das Hinsetzen und Aufstehen bei gleichzeitiger Entlastung des betroffenen Beins
- Duschsitz: für sicheres Duschen ohne Belastung auf dem verletzten Bein
- Greifhilfen: für Aufheben von Gegenständen ohne Bücken
- Anti-Rutsch-Matten: zur Sturzprävention
- orthopädische Einlagen und Schuhe: zur Druckentlastung und Erleichterung beim Gehen
- Kompressionsstrümpfe: gegen Durchblutungsstörungen und Blutgerinnsel bei langem Liegen
- Sitz- und Lagerungskissen: zur Reduzierung des Drucks nach der OP
Fazit
Ein Oberschenkelhalsbruch sollte immer als Notfall betrachtet werden, der sofort behandelt werden muss. Eine frühzeitige Diagnose und angemessene Therapie sind entscheidend für den Behandlungserfolg. Oft wird die Fraktur durch eine Operation therapiert, was jedoch von verschiedenen Faktoren abhängt. Von einer Oberschenkelhalsfraktur sind meistens ältere Menschen betroffen, da ihre Knochen poröser sind und leichter brechen. Deshalb ist Sturzprävention im Seniorenhaushalt so wichtig.
Die operative oder konservative Behandlung, Nachsorge und Rehabilitation von Oberschenkelhalsbrüchen kann langwierig sein und zur Pflegebedürftigkeit führen. Deshalb kann ein Antrag auf Feststellung der Pflegebedürftigkeit und Einteilung in einen der fünf Pflegegrade Sinn machen. Dies gilt insbesondere dann, wenn Betroffene voraussichtlich länger als sechs Monate Hilfe und Unterstützung benötigen. Die Leistungen der Pflegekasse sind jedoch geeignet, den Heilungsprozess zu unterstützen.
Die Pflege eines Senioren nach einem Oberschenkelhalsbruch erfordert viel Sorgfalt und Aufmerksamkeit. Insbesondere in den ersten Tagen und Wochen nach dem Bruch kann deshalb eine 24 Stunden Betreuung sinnvoll sein, um Komplikationen zu vermeiden und die Genesung zu unterstützen. Außerdem werden pflegende Angehörige durch eine 24 Stunden Betreuung entlastet. Erfahren Sie jetzt mehr über die 24 Stunden Betreuung der SHD Seniorenhilfe Dortmund!