Aktivierende Pflege ist ein Pflegeansatz, der die Selbstständigkeit und Fähigkeiten von pflegebedürftigen Menschen erhalten, fördern und – sofern möglich – wiederherstellen soll.
Es geht bei der aktivierenden Pflege darum, vorhandene Ressourcen der Person zu nutzen und sie dazu zu ermutigen, Alltagsaufgaben so weit wie möglich selbstständig zu erledigen oder aktiv daran mitzuwirken. Aktivierende Pflege kann als Hilfe zur Selbsthilfe betrachtet werden, die nicht darauf abzielt, dem Pflegebedürftigen alles abzunehmen. Ganz im Gegenteil sollen Pflegebedürftige befähigt werden, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Angewendet wird die aktivierende Pflege in verschiedenen Bereiche wie Körperpflege, Ernährung, Mobilität, aber auch geistige und soziale Aktivitäten.
Pflegende Angehörige oder Pflegekräfte unterstützen bei der aktivierenden Pflege nur so viel wie nötig und lassen der pflegebedürftigen Person Raum für eigene Handlungen und Entscheidungen. Das Ziel ist es, die Lebensqualität zu verbessern, das Selbstwertgefühl zu stärken und dem Abbau von Fähigkeiten entgegenzuwirken.
Wie wird aktivierende Pflege durchgeführt?
Aktivierende Pflege wird durch eine Reihe von gezielten Maßnahmen umgesetzt, die stets den individuellen Fähigkeiten und Bedürfnissen von Pflegebedürftigen angepasst sind.
Zunächst erfolgt eine sorgfältige Einschätzung der vorhandenen Fähigkeiten, um zu erkennen, welche Aufgaben noch selbst ausgeführt werden können oder mit geringer Unterstützung erlernt werden könnten. Die Umsetzung beginnt oft mit der Anpassung der Umgebung, um Selbstständigkeit zu fördern, beispielsweise durch das Bereitstellen von Hilfsmitteln oder das Schaffen einer sicheren und zugänglichen Umgebung. Im Alltag bedeutet dies, dass Pflegekräfte oder pflegende Angehörige nicht die gesamte Körperpflege übernehmen, sondern Pflegebedürftige beispielsweise beim Anziehen anleiten, indem sie die Reihenfolge der Kleidung erklären oder einzelnen Schritte selbst ausführen lassen – auch wenn dies länger dauert.
Bei der Mobilisierung werden Pflegebedürftige ermutigt, sich selbst zu bewegen, statt passiv bewegt zu werden. Das kann bedeuten, dass sie selbst vom Bett in den Rollstuhl wechseln, auch wenn eine helfende Hand zur Sicherung dabei ist. Bei der Ernährung wird darauf geachtet, dass Pflegebedürftige, wenn möglich, selbst essen und trinken, eventuell mit angepasstem Besteck oder Gläsern.
Wichtige Bestandteile der aktivierenden Pflege sind Motivation und Ermutigung. Kleine und große Erfolge werden anerkannt und positiv verstärkt, um das Selbstvertrauen zu stärken. Frustrationen werden aufgefangen und es werden Alternativen gesucht, wenn eine Aufgabe zu schwierig erscheint. Pflegekräfte oder pflegende Angehörige agieren hierbei als Begleiter und Coaches, die Hilfestellung geben und Anreize schaffen. Es geht darum, dass Pflegebedürftige eine aktive Rolle in ihrem Genesungs- und Alltagsprozess einnehmen.
Vorteile der aktivierenden Pflege
Aktivierende Pflege bietet eine Vielzahl von Vorteilen, die sowohl die Lebensqualität der pflegebedürftigen Person als auch die Effizienz der Pflege insgesamt verbessern. Einer der wesentlichen Faktoren ist die Erhaltung und Förderung der Selbstständigkeit. Indem pflegebedürftige Menschen und Senioren aktiv in den Alltag einbezogen werden, bleiben ihre vorhandenen Fähigkeiten länger erhalten. In vielen Fällen können sogar verlorene Fähigkeiten teilweise wiedererlangt werden. Dies führt zu einer deutlich gesteigerten Lebensqualität, da die Betroffenen ein höheres Maß an Autonomie und Kontrolle über ihr Leben erhalten. Sie fühlen sich weniger hilflos und abhängig.
Zusätzlich stärkt aktivierende Pflege das Selbstwertgefühl und die psychische Verfassung. Die Möglichkeit, selbst Aufgaben zu bewältigen und Erfolge zu erleben, trägt maßgeblich zur Stärkung des Selbstbewusstseins bei und kann Depressionen sowie Gefühlen der Isolation entgegenwirken. Pflegebedürftige Menschen bleiben mental aktiver und sind häufig zufriedener mit ihrer Situation.
Physisch gesehen kann aktivierende Pflege auch den Abbau von Muskelkraft und Beweglichkeit verlangsamen oder verhindern. Durch die regelmäßige Bewegung und das Ausführen von Handlungen werden Gelenke geschmeidig gehalten und die Muskulatur trainiert, was das Risiko von Stürzen reduzieren und die allgemeine körperliche Verfassung verbessern kann.
Für das Pflegesystem und die Pflegenden selbst kann aktivierende Pflege zu einer Entlastung führen. Wenn pflegebedürftige Personen mehr Aufgaben selbst erledigen können, reduziert sich der pflegerische Aufwand für assistierende Tätigkeiten. Dies ermöglicht Pflegekräften, sich auf komplexere pflegerische Aufgaben zu konzentrieren und gleichzeitig eine respektvollere und partnerschaftlichere Beziehung zu Pflegebedürftigen aufzubauen. Letztendlich kann dies auch zu einer höheren Zufriedenheit auf beiden Seiten führen und das Pflegeumfeld insgesamt positiver gestalten.
Auch die Pflegekräfte der SHD Seniorenhilfe Dortmund richten sich in der 24 Stunden Betreuung auf Wunsch gerne nach dem Konzept der aktivierenden Pflege.